Um Hoffnung kämpfen: Was die
Alternative Nobelpreisträgerin bewegt
Felicia Langer
- Broschiert: 144 Seiten
- Verlag: Lamuv
(Dezember 2008)
- ISBN-13: 978-3889776884
Um Hoffnung kämpfen
Um Hoffnung kämpfen, so lautet der
Titel von Felicia Langers jüngstem Buch. Es leuchtet in flammendem Rot, und
genauso flammend ist ihr ungebrochenes Engagement für ihre selbst gewählte
Lebensaufgabe: einen gerechten Frieden im Nahen Osten. Ungebrochen trotz
zeitweilig widriger Umstände, weil es auf einem unerschütterlichen Fundament
steht:
einem unbestechlichen
Gerechtigkeitssinn, einer ausgeprägten Mitleidensfähigkeit, ihrer persönlichen
Lehre aus den Erfahrungen des Holocaust: nicht wegschauen, nicht schweigen,
wenn Unrecht geschieht, - und einer großen Portion Zivilcourage.
Deswegen stritt sie 23 Jahre als
Rechtsanwältin vor israelischen Gerichten für die Rechte ihrer
palästinensischen Mandanten und dokumentierte als erste die systematischen Menschenrechtsverletzungen, denen sie
begegnete, und machte sie publik. Seit mehr als 18 Jahren setzt sie sich in
Deutschland unermüdlich für die Rechte des palästinensischen Volkes auf einen
gerechten Frieden ein, durch Reden, Vorträge, Interviews, Diskussions-beiträge und durch Bücher. Im vorliegenden Buch gibt sie
Einblicke in Stationen und Facetten ihres Lebens als Friedensaktivistin, seit
1999. Wir erleben mit ihr freudige Ereignisse wie Geburtstage, goldene
Hochzeit, die Geburt des jüngsten Enkelkindes, Preisverleihungen und Ehrungen.
Denn diese emotionale Geborgenheit im Familien- und Freundeskreis sind für
Felicia Langer unerlässliche Quelle von Kraft und Energie. Aber immer wieder
dringt das Schicksal der Palästinenser in den Vordergrund. Tagtäglich erreichen
sie Nachrichten über Tötungen, Verhaftungen, Bombardierungen, Enteignun-gen, Häuserzerstörungen, Verweigerung von
Grundrechten.
Dabei sind die Grundlagen für
einen Frieden unbestritten, die
Bereitschaft der palästinen-sischen Seite, Israel in
den Grenzen von 1949, d.h. in 78% des historischen Palästina anzuerkennen, und
die relevanten UN-Resolutionen, wie es auch der arabische Friedensplan von 2002
vorsieht. Aber die israelischen Regierungen weigerten sich bisher, ihre fatale
zionistische Ideologie, maximale Landnahme bei Minimierung der palästinen-sischen Bevölkerung durch verschiedene Formen
ethnischer Säuberung, aufzugeben. Stattdessen übten sich die Regierenden in
Friedensrhetorik und Schaffung vollendeter Tatsachen in den palästinensischen
Gebieten, wobei es paradoxerweise immer wieder gelang, der palästinensischen
Seite die Schuld für das Nichtzustandekommen von Friedensvereinbarungen
zuzuschieben. Und westliche Politiker und Medien haben das heuchlerische Spiel
bisher brav mitgespielt.
Felicia Langer scheut sich nicht,
Ross und Reiter beim Namen zu nennen, und freut sich, dass im Laufe der letzten
Jahre immer mehr prominente Stimmen dazugekommen sind, Politiker, Publizisten,
Kirchenleute, Friedensgruppen, sowohl in Deutschland wie weltweit.
Trotzdem muss sie noch immer gegen
verschleiernde oder entstellende Berichterstattung oder Einflussnahme von
pro-zionistischen Gruppen kämpfen. Man wirft ihr Einseitigkeit und
Parteilichkeit vor, aber sie verurteilt auch Rechtsbrüche auf palästinensischer
Seite. Und Parteinahme für den Schwachen und Benachteiligten hält sie für
berechtigt. Denn Israels Zukunft ist auf Dauer nur gesichert, wenn es mit
seinen Nachbarn und innerstaatlich Frieden schaffen kann.
Die jüngste Militäraktion im Gazastreifen,
der Bau der Apartheidsgrenzanlage überwie-gend
auf palästinensischem Boden und die aggressive Ausweitung der kolonialistischen
Siedlungen in der Westbank lassen die Hoffnung auf eine friedliche Lösung, zwei
Staaten
für zwei Völker, eher unrealistisch
erscheinen, aber Felicia Langer ist nicht bereit, diese Hoffnung aufzugeben.
Sie wird weiter kämpfen und der Welt ins Gewissen reden. Denn kolonialistische
Unternehmungen und Apartheidspolitik haben auf Dauer
keine Überlebens-chance. Das lehrt die Geschichte.
Helgard Barakat