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Zionismus: ein Antisemitischer Traum?

 

John V. Whitbeck, Counterpunch, 19.10.09

 

In einem Kommentar, der in den arabischen Nachrichten (Jeddah) am 17. Oktober veröffentlicht wurde, wirft der britische Journalist Neil Berry ein Licht auf eine Realität, die selten in der politischen Gesellschaft erwähnt wird: dass Zionismus immer ein antisemitischer Traum  gewesen sei, der wahr wurde, der die Hoffnung in sich barg, dass die Juden des eigenen Landes  veranlasst werden, wegzugehen und sich wo anders niederzulassen.

Berry schreibt: der britische Staatsmann A.J. Balfour, der der Erklärung den Namen gab, war ein ernsthafter Unterstützer des Alien-Paktes von 1905, der ganz besonders dafür bestimmt war, die Einwanderung von Juden nach Großbritannien einzudämmen, die vor der Verfolgung im zaristischen Russland fliehen wollten.

Vor einem Jahrhundert wurden Juden von vielen  - wie heute die Muslime - als umstürzlerische Eindringlinge angesehen, die das Leben in England stören würden … Zionismus und Antisemitismus waren eng mit einander verknüpft. Um eine noch besser bekannte Ursache für die anhaltende Schande der westlichen Staaten  zu zitieren, fährt Berry fort: „Nach der Liquidation der  6 Millionen Juden durch die Nazis während des 2. Weltkrieges haben die USA, Australien und Kanada den Appell der Araber, die jüdischen displaced people (DPs)  als  Herausforderung an die ganze Welt zu nehmen, beiseite gewischt. Sie weigerten sich, die strengen Einwanderungsbeschränkungen zu lockern. So halfen sie mit, dass die große Mehrheit von ihnen nach Palästina kam, obwohl viele von ihnen sich viel lieber wo anders angesiedelt hätten …  Herzl hatte den Durchblick  und sagte voraus, dass Antisemitismus der größte Verbündete des Zionismus werden würde.

 Statt Gerechtigkeit, menschlichen Anstand und Internationales Gesetz   blind einem rassistisch, sich überlegen haltenden, kolonialen Siedler-Experiment  zu opfern, und (sich dabei den Hass eines großen Teils der Menschheit zuzuziehen)  sollten die  westlichen Länder lieber ihre Türen weit öffnen, damit israelische Juden, die für sich und ihre Kinder ein neues und besseres Leben (mit weniger Ungerechtigkeit und weniger Unsicherheit) aufbauen und in die Länder ihres Ursprungs zurückkehren (oder in Länder ihrer Wahl) auswandern wollen – denen sollte sofort das Wohnrecht angeboten, großzügige Hilfe bei der  Umsiedlung gegeben und eine schnelle Einbürgerung ( falls sie diese nicht schon haben) ermöglicht werden.

 

Solche „Rückkehrgesetze“ würden  zu tiefst philo-semitisch, pro-jüdisch und anti-zionistisch sein. Sie würden eine  moralische , ethische und eigennützige  Anerkennung  sein, dass Zionismus  wie gewisse andere bekannte „ismen“ des 20. Jahrhundert, die einmal  die Phantasie von Millionen gefangen nahmen, eine tragische schlimme Idee/ Ideologie waren und sind – nicht nur für jene Naiven, die zufällig davon gefangen wurden, sondern auch für jene die dies mit Begeisterung aufnahmen. Diese Ideologien sind es nicht wert, aufrecht erhalten  zu werden, sie verdienen es nicht, bewahrt zu werden. Sie haben  für die westliche Welt und für die Beziehungen der westlichen Welt mit dem Rest der Welt schon schwere Probleme verursacht ( und würden weiter Probleme schaffen).

Demokratie und gleiche Rechte in einem einheitlichen Staat in dem Land, das bis 1948 Palästina genannt wurde, verbunden mit der Freiheit der Wahl für jene, die  nicht in solch einem Staat leben wollen,  würden eine weit größere Hoffnung für einen Frieden im Nahen Osten anbieten, als ein fortgesetztes zynisches Wiederholen von „Friedensprozessen“, die sich auf Teilung gründen und die allgemein als Betrug und  Farce angesehen werden und die , selbst wenn sie „erfolgreich“ wären, einfach die ethnische Säuberung, den Rassismus und  die Apartheid legitimieren, belohnen und aufrecht erhalten würde – das ist kaum ein Rezept für einen dauerhaften Frieden, geschweige denn in irgendeiner Weise  Gerechtigkeit.

 

Wenn die westlichen Politiker sich mehr um das Wohlergehen und das Glücklichsein  der einzelnen jüdischen Menschen Sorgen machen würden, statt  um dass Geld und  die Möglichkeit, ein paar reiche und mächtige Zionisten zu verletzen, die bequem und sicher weit weg vom Nahen Osten, in Demokratie,  mit gleichen Rechten, und Freiheit der Wahl leben – alles Prinzipien, zu denen sich die westlichen Staaten bekennen,  dann könnten  tatsächlich diese Prinzipien auch ins „Heilige Land“ kommen.

Egal wie  und was die Politiker sind, die bürgerliche Gesellschaft wird die Führung übernehmen müssen, um den Zionismus zu delegitimieren und allen Betroffenen   einen Weg in eine bessere Zukunft  zu weisen --- und  egal ob man es gerne hört oder nicht –  jeder auf unserm Planet ist davon betroffen.

 

John v. Whitbeck,  Völkerrechtler, der das palästinensische Verhandlungsteam bei Verhandlungen mit Israel beraten hat. Und Autor des Buches „Die Welt nach Whitbeck“:

 

(dt. Ellen Rohlfs)