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Mahmoud Abbas ein toter Mann – Netanyahu und Barak töteten ihn

 

Yossis Sarid, Haaretz 16.10.09

 

Mahmoud Abbas ist so viel wie ein toter Mann: Benyamin Netanyahu und Ehud Barak haben ihn getötet. Nach einem kurzem und zornigen Treffen ließen sie  eine Cyanid-Tablette auf dem Tisch liegen und gingen aus dem Raum.  Er brachte es noch fertig, zwei Telefongespräche über den Atlantik zu führen und in einem Augenblick der Verzweiflung verschluckte er den Goldstone-Bericht, den er nun in Genf  versucht, wieder von sich zu geben.

Den Chef der palästinensischen Behörde zu zwingen , seine Aufforderung für eine Diskussion des Berichtes zurückzuziehen – ein israelisch-amerikanisches Diktat – kommt einer Aufforderung gleich, Hara-kiri zu begehen. Erpressung durch Drohungen haben sich ausbezahlt – und wieder gibt es keinen Partner, mit dem man verhandeln kann. Und so wird es in naher Zukunft bleiben.

Es werden auch keine Anstrengungen gemacht, Abbas wieder zu beleben – man redet zwar vom Entfernen von zwei oder drei Straßensperren, um seinen Puls wieder zu beleben.

Netanyahu will nicht nur gewinnen, er will ihn demütigen. Er will ihm nicht nur ein Messer in den Rücken stoßen, sondern auch in den Magen. Bibi kennt das Wesen und die Seele des wilden Tieres, die der israelischen öffentlichen Meinung, die Hurra schreit, wenn der Torero seinen Fuß auf den Stier legt, wenn er schon tot ist.

 

Geschichte wiederholt sich, aber keiner lernt  Lektionen aus ihr. Sie ist voll von Beispielen kurzsichtiger Dummheit, wie die Leute  mit dem Sieg  nicht zufrieden sind; sie bestehen darauf, dass der Stierkörper auch noch missbraucht wird. Dieser arrogante Machtmissbrauch schafft den fruchtbaren Boden für Katastrophen und endet immer mit hohen Kosten.

 

Deutschland wurde im 1. Weltkrieg besiegt. Damals hatte Woodrow Wilson die Einsicht zu einem „Frieden ohne Sieger und Besiegte“ aufzurufen. Aber der britische Führer David Lloyd George, Italiens Vittorio Orlando und besonders Georges Clemenceau von Frankreich hatten Augen, die größer als ihr Magen waren. Sie  wollten ihren Kuchen und aßen ihn  auch gleich auf; so brachen sie den Arm Deutschlands, als sie ihn nur umdrehen wollten. Sie wollten es nicht nur auf die Knie zwingen, es sollte auch vor ihnen kriechen. So wurde der Friedens- und Demütigungsvertrag von Versailles unterzeichnet. So wurde auf der andern Seite des Rheins  der Grund für Hitlers zur Macht kommen gelegt. So wurde die Saat für den 2. Weltkrieg gelegt. Und Clemenceau, der in seiner Dummheit glaubte, er könnte so Frankreichs Sicherheit für Generationen sichern, brachte über sein Volk eine riesige Katastrophe – nur eine Generation später.

 

Auch Ägypten wurde im Sechs-Tage-Krieg besiegt. Ein Sieg, den wir in eleganten Alben unsterblich machten mit Fotos von barfüßigen Soldaten, die taumelnd mit erhobenen Händen  marschierten, zusammen mit peinlichen Photos der Stiefel, die am Fluchtweg entlang lagen. Aber ihre Schande war noch nicht vollkommen. Deshalb ignorierten wir Anwar Sadats Friedensversuche und streuten Salz in seine Wunden ….Und so kam es zum Yom Kippurkrieg, der nicht mit Fotoalben endete, sondern mit einem großen Buch zum Gedenken der gefallenen Soldaten.

 

Aber es ist Abu Mazen, der mehr als andere gedemütigt worden ist, seitdem ihn Ariel Sharon ein „gerupftes Huhn“ nannte. Das nächste Mal werden sie  ihn mit Leopardenflecken bemalen, so wie  jemand seine Esel im Gazastreifen wie Zebras anmalte. Die wirklichen Zebras, die einmal dort waren und die traurigen Kinder froh machte, starben  während des letzten Krieges zusammen mit den Kamelen.

Wenn ein Nachfolger für ihn – für Abbas, diesen vernünftigen Mann und diesem guten Palästinenser -  gefunden wurde, dann werden wir den harten Weg lernen: Sei nicht zu gut und sei nicht zu böse.“ Aber vor allem  benimm dich nicht zu siegesbewusst.

 

(dt. Ellen Rohlfs)