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Ein neuer Film, der die Geschichte eines irrtümlich erschossenen palästinensischen Kindes erzählt, das  weiterhin israelisches Leben rettet

 

Reuters, Haaretz, 14.7.08

 

Von den Hunderten tragischer Geschichten  getöteter Kinder während des Jahrzehnte langen israelisch-palästinensischen Konfliktes gehört die von Ahmed Khatib zu den bemerkenswertesten.

 

Khatib wurde 2005 von israelischen Soldaten erschossen, die ihn in Jenin in der besetzten Westbank für einen Bewaffneten hielten. Noch zu tiefst traurig stimmte sein Vater dennoch zu, Ahmeds Herz, Leber, Lunge und Nieren zur Rettung von israelischen Kindern zu geben.

„Es geht nicht um Politik, um Juden oder Araber, es geht um Menschen“ sagte Ismail Khatib, Ahmeds Vater, in einem Interview nach der Filmpremiere in Jerusalem.

 

„Ich sehe in diesen Kindern meinen Sohn.“ Khatib und seine Frau entschieden sich, Ahmeds Organe zu spenden, nachdem die Ärzte in einem israelischen Krankenhaus in Haifa nicht in der Lage waren, ihn zu retten. Den palästinensischen Krankenhäusern fehlt es an den Geräten, ihren sterbenden Sohn zu behandeln oder seine Organe zu verwenden.

 

Sie zögerten erst, ob sie auch das Herz geben sollten, stimmten dann schließlich zu, und nun schlägt es in der Brust von Samah Gadban, einem hübschen drusisch-muslimischen Teenager in Nordisrael.

Eine von Ahmeds Nieren rettete das Leben von Mohammed Kabua, ein Beduinenkind, das in der südlichen Negevwüste lebt und im Film selten zu lächeln aufhört. Zwei andere israelische Empfänger baten darum, anonym zu bleiben.

Eine Niere rettete auch Menuha Levinson, die kleine Tochter  einer  ultra-orthodoxen jüdischen Familie in Jerusalem. Aber das anfängliche Unbehagen ihres Vaters bei dem Gedanken eines arabischen Spenders verrät den tiefen persönlichen Argwohn, der diesen Konflikt schürt und gibt dem Film einen düsteren Unterton.

Yaakov Levinson bemerkte kurz nach der lebensrettenden Operation seiner Tochter, dass  ihm ein jüdischer Spender lieber gewesen wäre und bemerkt, dass er seinen Kindern nie erlauben würde, sich mit Arabern anzufreunden – wegen „des schlechten Einflusses“.

 

Botschaft der Hoffnung

„Das Herz von Jenin“ verbindet Orginal-Interviews mit Nachrichtenausschnitten von blutigen Selbstmordattentaten und militärischen Überfällen, die die 2. palästinensische Intifada kennzeichneten. Der deutsche und israelische Filmemacher hoffen, dass sie den Film international zeigen können.

Eine der bewegendsten und enttäuschenden Szenen ist gegen Ende des Filmes, als zwei Jahre nach Ahmeds Tod Khatib und sein Bruder mit einem verbeulten Wagen auf einer Rundfahrt durch Israel  die Kinder besuchen, deren Leben gerettet wurde.

Der Höhepunkt ist eine Konfrontation mit der Levinsonfamilie, die bei einem peinlichen Wortwechsel in ihrem Jerusalemer Heim sich für ihre früheren Bemerkungen entschuldigen und Khatib danken, aber  tiefe Unkenntnis über das Leben in den besetzten Gebieten verraten.

Co-Direktor Marcus Vetter behauptet, die Levinsonfamilie hätte während der Dreharbeiten des Filmes eine positive Veränderung durchgemacht, was die Haltung gegenüber Khatib betrifft. Es ließ auf eine Versöhnung hoffen. Er habe absichtlich mit einer Szene geendet, die Menuha auf einer Schaukel auf einem Spielplatz zeigt.

„Das war unsere Botschaft von Hoffnung!“, sagte Vetter zu Reuters. „Sie hat die Kraft, Dinge zu verändern.“

 

(dt. Ellen Rohlfs)