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Zehntausend mal „lebenslang“ als Gefängnisstrafe

 

Gideon Spiro, Red Rag Weekly Column, 7.11.11.

 

477 palästinensische Gefangene wurden aus Israels Gefängnissen  beim 1. Stadium des Shalit-Deals entlassen. Weitere 550 Gefangene sollen innerhalb von zwei Monaten in einem 2. Stadium des Deals entlassen werden.

Die israelische Presse berichtet, dass die Gefangenen, die entlassen wurden, für  den Mord an 499 Israelis verantwortlich sind. Die Gefangenen, die verantwortlich für den Tod von Israelis sind, wurden zu lebenslänglicher Gefängnisstrafe verurteilt. Es wurde  zwischen dem Tod von einem Soldaten und dem eines Zivilisten kein Unterschied gemacht. Ein Palästinenser, den das Gericht für den Tod eines Soldaten  verantwortlich machte, wurde des Mordes angeklagt und bekam lebenslänglich; und jene die für den Tod von zwei Soldaten verantwortlich gemacht wurde, bekamen zweimal lebenslänglich. Ein Palästinenser, der für den Tod eines israelischen Zivilisten verantwortlich gemacht wurde, wurde des Mordes angeklagt und bekam einmal lebenslänglich; und ein Palästinenser, der für den Tod von 20 israelischen Zivilisten verantwortlich gemacht wurde, wurde für 20 Morde angeklagt und bekam 20 mal lebenslänglich.

Wenn Hamas diesen Standard für Gilat Shalit angewandt hätte, dann hätte er für das Töten von Zivilisten durch Granaten, die von seinem Panzer abgefeuert wurden, mehrfach lebenslänglich bekommen müssen.

Seit Ende Juni 1967 sind etwa 10 000 Palästinenser, einschließlich fast 2000 Minderjährige von bewaffneten Israelis getötet worden – von der Armee, dem israelischen Geheimdienst, der Polizei, dem Mossad und den Siedlern.

 

Wenn man den israelischen Standard anwenden würde, wie er gegenüber Palästinensern angewendet wird, müsste man 10 000 mal lebenslänglich über die verhängen, die für dieses Töten verantwortlich sind. Und es wären viele.

 

Wie würde man die lebenslängliche Gefängnisstrafe unter Ministerpräsidenten, Verteidigungsminister, IDF-Chefs, Divisionskommandeuren und Brigade-, Bataillons- und Kompaniekommandeuren bis zu den einfachen Soldaten verteilen? Würde ein Pilot, der eine Granate abschießt und dabei 20 Menschen tötet, 20 mal lebenslänglich bekommen? Zwangsläufig müssten wir den Internationalen Gerichtshof  darum bitten, eine Entscheidung zu treffen, um eine gerechte Verteilung  für „lebenslängliche“ Strafen zu bekommen.

 

Nach einem Friedensabkommen müssten die Gefangenen auf beiden Seiten entlassen werden; denn die, die auf der einen Seite  als Mörder angesehen werden, sind die Helden der nationalen Befreiung auf der anderen Seite. So ist es mit uns und mit ihnen und mit allen Nationen in aller Welt.

 

(dt. Ellen Rohlfs)