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Crazy Country:  Adam Keller,

15.
Dezember 2010

 

Zu den Zisternen

 

Ich ging zu den Zisternen

Auf Wüstenwegen

Über ungesätes Land

Aus Liebe

Ich vergaß Stadt und Heim

Und folgte dir mit wildem Verlangen

Zu den Zisternen, zu den Zisternen …

( Naomi Schemer)

 

Für die frühen Bewohner, die hier in diesem Lande  vor 3500 Jahren lebten und aus deren Geschichte der Zionismus Inspiration und Legitimität zog, bedeutet der Regen und seine Abwesenheit buchstäblich  Leben und Tod. Ein regenloses Jahr war ein katastrophales Jahr, ein Jahr des Hungers, ein Jahr, in dem die Menschen des Landes, um zu überleben, dorthin flohen, wo es Nahrung gab.

 

Für die Israelis unserer Zeit bedeutet die Abwesenheit von Regen ein interessantes Gesprächsthema, eines der vielen Probleme, mit denen sich die Zeitungen befassen. Wird der See Genezareth unter die rote Linie fallen? Fragen die Schlagzeilen. Und Experten werden ins TV-Studio gerufen, um über das Problem genauer zu informieren. Die Bauern unter uns sind zwar  direkter davon betroffen. Wenn die Novemberregen nicht kommen, machen sie sich Sorgen darüber, ob die Regierungskompensationen auch reichen.

 

Aber es gibt immer noch Leute in diesem Land, deren Lebensstil  sich seit Tausenden von Jahren nicht  viel verändert hat. Hirten leben im trockenen Land am Rande der Wüste, in den südlichen Bergen von Hebron am Rande der Westbank. Nicht dass es in dieser fernen Gegend keine Wasserleitungen gibt, die genügend Wasser mit sich führen. Die israelischen Siedler, die hier leben, haben immer, das ganze Jahr über fließendes Wasser in ihren wunderschönen Häusern, grünen Rasen, über den sich kein europäisches Land schämen müsste und  sogar einige Swimmingpools. Aber diese Leitungen vom fortschrittlichen Staat Israel gelegt, sind nicht für die palästinensischen Hirten  gedacht, sondern nur  für die mit Stacheldraht umgebenen Siedlungen.

Den Hirten bleibt nichts anderes übrig als mit wachsender Sorge zum Himmel zu schauen, der blau blieb – ohne eine einzige Wolke. Sie beteten um Regen, damit er die Zisternen füllt, die mit harter Arbeit in den Wüstenboden gehauen worden waren.

 

Endlich kam der Regen, früh in dieser Woche. Leider nicht so viel dorthin, wo die Hirten sich so sehr danach sehnten. In Tel Aviv tobte der Sturm und Blitze leuchteten auf und Donner grollten und Luxusrestaurants an der Küste wurden vom steigenden Wasser überflutet. Die entfernten Süd-Hebroner Hügel erhielten nur Reste des Regens – ein bisschen Regen hier und dort. Er wäre so nötig gewesen, um die Zisternen zu füllen, mit dem Wasser des Lebens. Aber ein bisschen Wasser war besser als gar keines.

 

Als der Regen endete, kam das Militär, mit Bulldozern und schwerem Gerät ausgerüstet. Sie gingen systematisch  von einer Zisterne zur anderen, demolierten und zerstörten sie und warfen schwere Felsbrocken hinein, die sie ausfüllten. Das bisschen Wasser, den der Regen lieferte, wird weder  den Schafen noch den Menschen helfen, den Durst zu löschen.

Als sie ihr Werk der Zerstörung -  zwölf Zisternen im ganzen – innerhalb weniger Stunden vollendet hatten, zogen die Soldaten ihre Waffen aus Angst, die Hirten würden es wagen, sich ihnen zu nähern. „Ich habe  hier einen unterzeichneten Zerstörungsbefehl,“ sagte der Offizier der IDF des fortschrittlichen Staates Israel. „Diese Zisternen waren ohne Genehmigung gebaut worden. Das Gesetz muss eingehalten werden.“

 

((Als ob sich der Staat Israel sonst an  Gesetze halten würde !!!?? ER))

(dt. Ellen Rohlfs)