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Israel ist gezwungen, sich für  die YouTube-Parodie über die Gaza-Flotille zu entschuldigen

 Israelisches Regierungspressebüro verteilte Videolink, auf dem Araber und Aktivisten singen

Rachel Shabi, Jerusalem,

 

Guardian.co.uk          6.Juni 2010

 

 

Die israelische Regierung ist gezwungen worden, sich für das Zirkulieren  eines Parodievideos zu entschuldigen, das sich über die Aktivisten  der Gaza-Flotille  mokiert. Neun von ihnen waren vom isr. Militär letzte Woche getötet worden.

Der YouTube-Clip ließ nach der Melodie der 1985er –Schallplatte: „Wir sind die Welt..“,

Israelis, als Araber und Aktivisten gekleidet, Waffen schwingen und singen: „wir steuern die Welt, wir lenken die Leute, wir  machen sie alle glauben, die IDF ist Jack der Frauenmörder.“ Und es geht weiter : „Da ist keiner gestorben, es ist also das beste, was wir tun können, dass wir den größten Bluff schaffen.“

Das isr. Regierungspressebüro verteilte am Wochenende den Videolink an ausländische Journalisten, aber innerhalb Stunden mailten sie eine Entschuldigung, die sagte, hier ist ein Irrtum geschehen. Der Direktor des Pressebüros Danny Seaman sagte, das Video gibt nicht die offizielle Staatsmeinung wieder, aber  persönlich dachte er, es sei „phantastisch“.

Der Regierungssprecher Mark Regev sagte, das Video reflektiere, wie Israelis über den Vorfall dachten. „Ich rief meine Kinder, um sich dieses Video anzusehen, weil ich glaubte, es sei lustig. So empfanden die Israelis. Aber die Regierung hat nichts damit zu tun.“

 

Der Ausschnitt zeigt eine Gruppe, die von der stellvertretenden Herausgeberin Caroline Glick

 (Jerusalem Post) angeführt wurde. Sie trugen Keffiyes und nannte sich selbst Flotilla –Chor.

Der Film war unterbrochen mit Film-Ausschnitten aus dem jüngsten israelischen Überfall auf das Schiff Mavi Marmara.

Der Ausschnitt ist in Israel gelobt worden. Das Massenblatt Yediot Aharanot sagte, die Sänger würden Israel besser als die Experten verteidigen.

Aber Didi Remez, eine Israelin, die den Analysenblog der  links-liberalen Nachrichten Coteret herausgibt, sagte, der Clip wäre „abstoßend“ und gibt nur wieder, wie die israelische Meinung überhaupt nicht auf dem Laufenden sei, wie der Rest der Welt denke. Er zeigt, dass Israelis keinerlei Ahnung davon haben, wie der Vorfall im Ausland eingeschätzt wird. Der israelische Journalist Meron Rapoport sagte, der Clip demonstriere Vorurteile gegenüber Muslimen. „Er ist grob gemacht, anspruchslos und anti-muslimisch – und kindisch …

 

Eine ähnliche Mail  wurde den Journalisten aus dem Pressebüro vor zwei Wochen zugesandt, wo ihnen ein Feinschmeckerrestaurant und ein Swimmingpool in Olympiagröße im Gazastreifen empfohlen wurde, um Israels Behauptung, es gäbe dort keine humanitäre Krise, zu unterstreichen. Den  Journalisten, die sich beklagten, die Email sei geschmacklos, wurde gesagt, sie hätten „keinen Sinn für Humor“.

Letzte Woche musste die IDF noch einen Rückzieher über ein Hör-Clip veröffentlichen. Auf ihm wurde behauptet, es wäre ein Gespräch zwischen israelischen Marineoffizieren und Leuten auf dem Schiff Marmara. In ihm hätte ein Aktivist zu Soldaten gesagt, „er solle nach Auschwitz zurückgehen“. Der Clip wurde von der israelischen und internationalen Presse verbreitet. Heute aber veröffentlichte die Armee eine „Klarstellung/Korrektur“ und erklärte, sie habe den Film herausgegeben, dass es aber nicht klar sei, wer den Kommentar gesprochen habe.

Die israelische Armee hat letzte Woche auch eine Behauptung zurückgezogen, Soldaten wären von Al-Qaida-„Söldnern“ an Bord der Gaza-Flotille angegriffen worden.  Ein Artikel, der auf der  Website der IDF-Sprecher mit der Schlagzeile erschien: „IDF wurde von Al-Qaida-Söldnern angegriffen“  wurde später verändert: IDF wurde von Leuten ohne Identitätspapiere angegriffen“, mit der Information, dass Al-Qaida aus dem Hauptartikel entfernt wurde. Der Armeesprecher sagte zu Guardian, es habe keinen Beweis gegeben, der eine Verbindung zu einer Terrororganisation nachweist.

Während die Debatte über Berichte  über den  Angriff auf die Flotilla weitergeht, sieht sich Israel immer mehr Boykott gegenüber. In der vergangenen Woche haben drei internationale Gruppen, einschließlich der US-Rockband The Pixies ihre Konzerte in Tel Aviv gestrichen.

 

Die Autoren Alice Walker und Iain Banks unterstützen die Boykott-Kampagne. Banks verkündet, seine Bücher würden nicht ins Hebräische übersetzt werden. Die Dockarbeitervereinigungen in Schweden und Südafrika haben sich geweigert, sich mit israelischen Schiffen zu beschäftigen, während die britische Unite Union gerade einen Antrag gestellt hat, israelische Gesellschaften zu boykottieren.

 

(dt. Ellen Rohlfs)