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Amos Godberg, Haaretz, 
22.3.10
Israel hat in den letzten 
Monaten eine bittere Schlacht gegen die Menschenrechtsaktivisten und den 
gewaltfreien Kampf von Juden und Arabern gegen die Besatzung 
gefochten. Zu diesem Zweck hat der Staat die fragwürdigsten Mittel 
eingesetzt. 
Sie greifen an allen 
Fronten an, und es ist kaum zu glauben, dass ihre Aktionen nicht die offizielle 
Politik vertreten. Ohne dass die Bürger es merken, wird so die israelische 
Demokratie zu einer „Demokratie“ wie in Russland und Ägypten. 
Es begann mit Schikanen und 
ungerechtfertigten Verhaftungen der Führer der Bilin und Na’alin- 
Demonstrationen. Wenn diese nicht ihren gewünschten Effekt haben, erklärt das 
Militär  freitags das Gebiet der 
Dörfer zu einer geschlossenen militärischen Zone.
In den nächsten sechs 
Monaten wird jeder, der durch dieses Gebiet geht, um zu demonstrieren, angeklagt 
werden, weil er eine geschlossene Militärzone betreten hat und wird vor Gericht 
gebracht.
Eine militärische Zone zu 
bestimmen, ist eine drakonische legale Maßnahme, die aber die 
Grundmenschenrechte begrenzt, und ist dafür gedacht, Sicherheitsrisiken zu 
verhindern, nicht Proteste. Natürlich hat die Armee niemals eine ähnliche Taktik 
angewandt, um z.B. den Wiederaufbau von illegalen Außenposten zu verhindern, 
nachdem sie abgerissen worden waren. Nur die Proteste der Linken und der 
Palästinenser werden grenzenlos verhindert. 
Den Schikanen und den von 
der Armee und dem Shin Beth durchgeführten Verhaftungen ist es nicht gelungen, 
die Proteste in Bilin und Na’alin zu brechen, aber sie wirkten in Jerusalem. 
Während der letzten paar Jahre ist es der Polizei gelungen, mit diesen Methoden 
bei den stillen zivilen Protesten in Silwan durchzugreifen. Sie gebrauchen jetzt 
ähnliche Methoden im Stadtteil von Sheikh Jarrah.
Die Siedler dort, die immun 
sind, wenden Gewalt gegen die Bewohner an, besonders gegen Frauen und Kinder. 
Die Bewohner wenden sich an die Polizei in der Nachbarschaft , die auf sich 
warten lässt und niemanden verhaftet. 
Nachdem die Araber ihre 
Geduld verloren haben, hat einer von ihnen mit einem Schubser reagiert. Der 
wurde sofort  wegen schlimmem 
Angriff verhaftet und  erst nach 
einer langen Wartezeit vor Gericht gebracht. Manchmal werden 
Beschuldigungen von schweren sexuellen Belästigungem gegen die Bewohner 
vorgebracht  und zwar wegen nichts 
anderem als starken Schimpfwörtern. Dies geschieht immer wieder. 
Dieselbe Methode wird von 
den Sicherheitskräften in Hebron und den südlichen Hebroner Hügeln angewandt. 
Einer der Aktivisten im Kampf um Weideland für die Beduinen, die unzählige Male 
ihres Landes von Soldaten und Siedlern beraubt wurden, wurde angeklagt, eine 
wildblühende Blume abgeschnitten zu haben und wurde eine Woche festgehalten. 
Kinder und Erwachsene, meistens aus Familien, die mit Gruppen wie B’tselem 
verbunden sind, werden fast täglich auf Grund falscher Beschuldigungen 
verhaftet. 
Die Effektivität dieser 
Maßnahmen ist enorm, denn zusätzlich zur Angst kommt ein zu teurer Prozess 
(Einen Anwalt anheuern, Kaution etc.), den die Aktivisten nicht zahlen können, 
selbst wenn der Rechtsprozess mit der Entlassung jener endet, die verhaftet 
wurden.
Gleichzeitig führt der 
Staat eine Kampagne gegen die Menschenrechtsgruppen durch. Er schickt nicht nur 
ranghohe Beamte zu den europäischen Regierungen, um das Finanzieren/Sponsern 
dieser Organisationen zu verhindern, sondern das Justizministerium hat damit 
begonnen, an einer Gesetzgebung zu arbeiten, die eine finanzielle Unterstützung 
dieser Organisationen mit ausländischen Spenden fast unmöglich macht. 
So sieht die einzige 
Demokratie im Nahen Osten aus – sie kann es nicht 
einmal ertragen, dass gewaltfreie Demonstrationen von Juden und 
Palästinensern stattfinden oder  
jüdische oder arabische Menschenrechtsgruppen tätig sind. Dies zeigt ihr wahres 
Gesicht.
Abgesehen von der Frage der 
Demokratie sollten wir begreifen, dass der Staat die Wege des friedlichen 
Protestes zerstört, um die Palästinenser 
zurück in die Gewaltspirale zu stoßen. Dies würde ihm dann erlauben, sich 
in Selbstgerechtigkeit zu hüllen und zu behaupten, dass er nur 
Terrorismus bekämpft. Schließlich ist es dies, was es als seine Stärke 
betrachtet. 
Der Autor ist Mitglied des 
Scholion-Forschungszentrum an der Hebräischen Universität und ein Aktivist von 
Ta’ajush – der arabisch-jüdischen Partnerschaft.
(dt. Ellen Rohlfs)