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Israel sollte seine Kinder nicht  einer Gehirnwäsche unterziehen

 

Haaretz Editorial, 20.7.11

 

 

Das Erziehungs- und Bildungsministerium gab Vorschul-LeiterInnen und -Lehrern  für das nächste Schuljahr Anweisungen. Das erste Kapitel ist eine „Erziehung nach zionistischen, jüdischen, demokratischen und sozialen Werten“ sehr ähnlich den Bildungszielen der Elementar- und Sekundarschule. Nach sorgfältigem Durchlesen ist es nicht einfach zu entscheiden, ob man lachen oder weinen soll: Das Weltbild, das diesen Anweisungen zu Grunde liegt, ist derart oberflächlich und chauvinistisch. 

Den Kindergärtnerinnen/ Vorschullehrern wird nahe gelegt, den  Schultag mit dem Hissen der Flagge und dem Singen der Nationalhymne zu beginnen. Die Folge dieser Initiative: am Unabhängigkeitstag werden alle Kinder den Text der Nationalhymne können. Und Vorschullehrer werden über die Symbole des Staates sprechen: die Flagge, das Symbol und die Nationalhymne. Der Lehrer soll auch „die Identität der Kinder  entwickeln und das Gefühl für sozial- nationale und traditionelle Zugehörigkeit“.

Befürworter behaupten, diese Traditionen sind in großen Demokratien üblich, besonders in den USA. Das ist aber irreführend. Man kann nicht lang bestehende Traditionen, die einen klaren zivilen gemeinsamen Nenner in einer Gesellschaft von Immigranten schufen, mit  tendenziösen ad-hoc-Regeln vergleichen, die von einem schwachen Bildungssystem geleitet werden und politischer Manipulation unterworfen ist  und zwar zu einer Zeit, wenn die politischen und kulturellen Unterschiede größer werden.

Diese oberflächliche Gehirnwäsche verbindet  in den letzten Jahren eine Reihe von Initiativen des Bildungsministeriums, einschließlich jener, die unter Minister Gideon Sa’ar dazukamen: „Fahrten zum Anfang“ ( der jüd. Geschichte) („Masa Mibereshit“) – von Rabbiner Mordechai Elon initiiert -  also zu den Gräbern der Patriarchen in Hebron, zur Stadt Davids, und Besuche von IDF-Offizieren in den Klassen, Adoption von Gräbern und Denkmälern gefallener Soldaten; einen Gesetzentwurf liefern, der ein System fordert, das zum Militär und nationalen Dienst erzieht.

 

Diese kontroversen Maßnahmen vermischen Religion, Nationalität und die Armee in sehr simplizistischer Weise. Nichts ist einfacher, als Vorschüler zu Papageien zu machen, die die Nationalhymne nachplappern, und sie durch chauvinistische und religiöse Zeremonien begeistern. Die Geschichte beweist jedoch, dass diese Praktiken letztlich den Konsens über diese Symbole zunichte, sie zu Objekten des Hasses und zum Eigentum nur des einen Lagers machen: des einen, der seine Werte anderen aufzwingt.

 

(dt. Ellen Rohlfs)