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Kolonisiertes Weihnachten: Fakten zu Israels Besatzung und Bethlehem

international middle east media center

 

15. Dezember 2012

 

http://www.imemc.org/article/64747 

 

Bethlehem ist ein lebendiges Beispiel für die ernsthaften und erschreckenden Auswirkungen, die die israelische Kolonisierungspolitik in Palästina  gebracht haben. Illegale Konfiszierung von Land, Vertreibung von palästinensischen Familien und Weiterbau der israelischen Siedlungen sind nur ein paar der unzähligen Geschichten, die  von Bewohnern Palästinas im allgemeinen und Bethlehem im Besonderen gehört werden können.

Praktisch versucht Israel die demographische und geographische Zusammensetzung der besetzten palästinensischen Gebiete, besonders im besetzten Ost-Jerusalem, zu verändern, indem es soviel an Land wie möglich und so viel an Ressourcen wie möglich zugunsten des illegalen kolonialen Unternehmens nimmt.

 

Israels Siedlungen und Bethlehem

Seit der israelischen Besatzung von 1967 hat Israel mehrere  politische Methoden angewandt, um besondere Gebiete im Bethlehemer Distrikt zu annektieren, so dass der größte Teil an Land im Norden Bethlehems von israelischen Siedlungen gestohlen wurde.

Seit 1967 sind einige der größten illegalen Siedlungsprojekte, die nach dem Oslo-Abkommen 1993 dramatisch angewachsen sind, in und rund um das besetzte Ost-Jerusalem ausgeführt worden, besonders zwischen Bethlehem und dem besetzten Ost-Jerusalem.

Im Augenblick haben sich 22 israelische Siedlungen auf Bethlehemer Land breit gemacht, einschließlich Gilo, Givat Hamatos und Har Homa im Norden; Tekoa und Nokdim (wo Avigdor Lieberman lebt) im Osten; Efrata und Navi Daniel (Nassers Abrahamszelt in der Nähe) im Süden , wie auch Har Gilo und Betar Illit im Westen: das  macht Bethlehem praktisch zu einem Gefängnis.

In Bethlehems nördlichem Gebiet, einschließlich Beit Jala und Beit Sahour hat Israel illegal  etwa 22 000 Dunum ( 22qkm Land ) konfisziert.

Von den 22 000 Dunum Land annektierte Israel illegal 18 000 Dunum zum sog. Jerusalemer Distrikt. Dieses Land wurde zur Erweiterung der illegalen Siedlungen von Gilo, Givat Hamatos und Har Homa verwendet.

Die illegale Mauer hat praktisch noch mal 4000 dunum Land annektiert, das direkt zu Bethlehem gehört.

Das Netzwerk zwischen Har Gilo, Cremisan-Mauer, Gilo, Har Homa wird Bethlehem von Jerusalem isolieren. Dieses Netzwerk könnte sich bis ins östliche Bethlehem  ausdehnen und jede mögliche Erweiterung in Richtung Jordantal und Totem Meer innerhalb der besetzten Gebiete unmöglich machen.

Einige von Israels angekündigten Plänen für die Siedlungen von Gilo, Givat Hamatos und Har Homa sind Hotels, die schließlich von der Nähe Bethlehems  profitieren, auch vom Blick auf die ganze Stadt.

Während diese Hotels dort auf Bethlehemer Land liegen, werden sie für Geschäfte der Kolonisation und zu Gunsten der illegalen Siedler benützt, statt zu Gunsten der wirklichen Landbesitzer.

Dieser Schritt wird den palästinensischen Hotelbetrieb in Bethlehem  und Ostjerusalems dramatisch, ja, sehr negativ beeinflussen.

Die meisten betroffenen Landbesitzer sind palästinensische Christen aus Bethlehem, Beit Jala und Beit Sahour und  Kirchen verschiedener Denominationen.

 

Das „Genehmigungs-Regime“ und Israels Angriffe auf die palästinensische Religionsfreiheit.

Die israelische Besatzungspolitik der Trennung und Isolierung verschiedener palästinensischer Gemeinden hat historische Gemeinden in einer sehr krassen Weise getrennt. Die Mauer und die Auferlegung eines rassistischen „Passierscheins-Regimes“ haben insbesondere die Abtrennung Bethlehems und Jerusalems verstärkt.

Das Passagierschein-Regime fordert von Palästinensern, die nicht in Jerusalem wohnen, einen Sicherheitspassierschein, um von der einen auf die andere Seite zu kommen. Dies  schließt auch christliche und muslimische religiöse Autoritäten, Frauen, Ältere und Jugendliche ein.

Indem von Palästinensern aus Bethlehem verlangt wird, dass sie einen Antrag auf einen Passierschein stellen, um Ost-Jerusalem betreten zu dürfen, ist  dies eine zusätzliche rechtliche Maßnahme, die von Israel verlangt wird, um seine  einseitige und illegitime Annexion  des besetzten Ostjerusalem zu festigen.

Um sein internationales Image zu verbessern,  vermarktet Israel eine höhere  Anzahl von Passierscheinen  während Ostern und Weihnachten an Palästinenser. Sie stellen dies als eine Geste guten Willens dar und als ein Zeichen von Zusammenarbeit, obwohl Palästinenser noch einen Passierschein von der Besatzungsmacht beantragen müssen, um von der einen Seite ihres Landes zur andern Seite gehen zu können und nicht etwa in ein anderes Land.

Ungeachtet dieser Tatsache erhält nicht jeder, der einen Antrag stellt, diesen. Z.B.  stellten im April 2011 15 000 christliche Palästinenser einen Antrag auf einen Passierschein, um das besetzte Ost-Jerusalem zu betreten, Israel genehmigte aber nur 2500.

Israel vergibt Passierscheine  ganz willkürlich, oft nur ein oder zwei aus einer Familie. Die Folge davon ist, dass die Passierscheine nicht verwendet werden, weil die Familie dann lieber gemeinsam zu Hause feiert.

 Besitzer palästinensischer  Identitätskarten, denen das Übertreten der Grenze erlaubt ist,  können Jerusalem nur über 3 der 14 Kontrollpunkte betreten, die rund um die Stadt liegen. Diese Kontrollpunkte sind nur für Fußgänger,  d.h. dass diese lange Umwege machen müssen.

In und um Bethlehem gibt es 32  Barrieren: Checkpoints, Straßensperren  Erdwälle und Tore.

Internationale Berichte beschreiben die Situation. Der Bericht der EU-Leiter der Mission sagt 2012 über Jerusalem: Die Regierung von Israel zwingt selektiv  rechtliche Restriktionen in Bezug auf  Religionsfreiheit für Christen und Muslime und  beschränkt während des ganzen Jahres den Zugang  zu ihren heiligen Stätten in der Altstadt Jerusalems.

Die Mehrheit der palästinensischen Christen lebt zwischen Ostjerusalem und dem Bethlehem-Distrikt.

 

Die letzten Entwicklungen: Cremisan und Mar Elias (Givat Haamatos)

Seit mehr als einem Jahr haben Palästinenser aus Beit Jala  besondere Gebete miteinander gehalten, damit ihr Land vor weiterer Annexion bewahrt bleibe.

Nachdem sie fast 70% ihres Landes an  die israelische Siedlungen Gilo und Har Gilo verloren haben, plant Israel, die Mauer  weiter zu bauen, die sie von einem der letzten Naturgebiete  Bethlehems, dem Cremisantal, trennt.

Israel plant, das Tal zu annektieren, das 58 palästinensischen christlichen Familien und den Kirchen gehört. Es liegt zwischen den israelischen Siedlungen von Gilo und Har Gilo und der geplanten Siedlung von Givat Yael.

Mehr als die Hälfte von Beit Jalas Olivenbäumen sind im Cremisantal.  Das Olivenöl der Stadt wird als das feinste in Palästina angesehen.

Ein katholischer Kindergarten, von Salesianer Nonnen geführt, wird durch Israels Pläne schwer beeinträchtigt,  dazu auch ein katholisches Seminar und seine Weinberge, die von den Salesianer Mönchen geleitet bzw. mit Hilfe von Arbeitern aus Beit Jala gepflegt werden. Sie werden auf der westlichen/pal.  Seite der Mauer sein.

Israel erwartet, dass der Bau der Mauer in den ersten Monaten von 2013 wieder aufgenommen wird. Wenn die Mauer gebaut ist. verlieren die Palästinenser aus Bethlehem eine ihrer kostbarsten Traditionen. Während der letzten Tage im Mai führt die römisch-kath. Kirche eine Prozession vom Cremisankloster bis zur Verkündigungskirche in Beit Jala durch.

 

Mar Elias – Givat Hamatos-Siedlung

 

Mar (Kloster) Elias ist eine der heiligsten christlichen Stätten in Palästina. Von dort beginnt  jedes Jahr die Weihnachtsprozession  nach Bethlehem. Obwohl es historisch immer ein Teil von Bethlehem war, hat Israel Einschränkungen gemacht und den palästinensischen Christen den Zutritt verboten.

Das Land rund um Mar Elias gehörte hauptsächlich den Kirchen und christlichen Familien von Bethlehem. Inzwischen ist der größte Teil illegal von der israelischen Besatzung konfisziert worden für die Siedlung Givat Hamatos, die die Verbindung zwischen der Siedlung Gilo und Har Homa bildet und Bethlehem ganz von Jerusalem abschneidet.

Tausende von Siedlungseinheiten wurden zwischen 2011 und 2012 angekündigt. Die Anzahl wird als  Racheakt gegen die Palästinenser wegen des UN-Antrags angesehen.

Der südliche Teil von Givat Hamatos beginnt beim Tantura-Gebiet, das eigentlich zu Beit Jala gehört und endet im Norden bei Talpiyot (Westjerusalem).

Wenn dies vollendet ist, hat es eine ähnliche Wirkung wie die geplante E-1-Expansion von Maale Adumim: es würde Ost-Jerusalem weiter isolieren und die palästinensischen Gemeinden in ein eingemauertes Bantustan verwandeln –in  das südliche Westbank-Bantustan.

 

Und noch ein paar Nachsätze von  Ben White:

http://www.aljazeera.com/indepth/opinion/2012/12/2012121984236996188.html                

 

Ihr könnt Bethlehem  helfen, indem Ihr auf die Stimmen  von jenen  vom Kairos Palestine hört, die vor kurzem ein Statement veröffentlichten, um auf die drei Jahre aufmerksam zu machen, seit der der christlich-palästinensische Ruf  zur Aktion an die Kirchen weltweit hinausging. Sie bitten um Unterstützer der Menschenrechte, sie mögen  den Aufruf zum Boykott, Divestment und Sanktionen (BDS) beachten, bis Israel das Völkerrecht einhält und   die Rechte des palästinensischen Volkes.

Zu einer Zeit  des Jahres, wenn Platituden und Wünsche Allgemeinplätze sind, erinnern uns die Worte des Kairos, dass die kleine Stadt von Bethlehem, wie der Rest von Palästina eine Menge mehr als nur Mitgefühl braucht.

Das Ziel von BDS ist keine Rache, es geht vielmehr darum,  Gerechtigkeit zu erreichen und Gleichheit, um die Ungerechtigkeit, mit der  das palästinensische Volk behandelt wird, zu beenden. Der palästinensische Wissenschaftler sagte einmal: „Entweder Gleichheit oder nichts.“

 

(dt. Ellen Rohlfs)