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Die Palästinenser von ihrem
Land vertreiben – indem Abwässer auf ihr Land gepumpt
wird.
Yossi Gurvitz, Yesh Din,
3.4.17
Was geschah in
Umm al Kheir in den südlichen Hebroner Bergen im Dezember 2016? . Eine kleine
Sache, es lohnt sich kaum, sie zu erwähnen: Ein Abwasserrohr wurde in der
Siedlung von Carmel gebaut, das die
Abwässer der Siedlung
direkt auf das Land fließen lässt, das dem palästinensischen
Dorf Umm-al-Kheir gehört. Eigentlich war es nichts weiter als ein Streit
unter Nachbarn. Außer dass diese Nachbarn
beduinische Flüchtlinge sind, die
1948 aus der Region um Arad vertrieben wurden. Sie wurden
1967 nun
südlich von Hebron - von Israel wieder besetzt. Das Dorf liegt in der
Zone C, d.h. ganz unter israelischer Militär- Kontrolle.
Man wird erwartet haben, dass Israel
in diesen Ort investiert, da die Dorfbewohner unter
seiner Autorität sind …
Natürlich
geschah dies nicht. Israel kümmerte
sich wenig um das kleine Dorf. Und
1981 wurde die Siedlung Carmel ganz in
seiner Nähe gebaut. Carmel ist
vermutlich dort gebaut, wo einst
Nabal der Karmeliter (1. Samuel
25,3) lebte.
Die
Palästinenser lebten dort also
zuerst. Kein Problem. Die Regierung, in Form
der zivilen Verwaltung ist auf
der Seite der Siedler.
. Umm al-Kheir
hatte einen traditionellen
Ofen, ein Tambun, der aus Lehm und Heu gebaut wurde und in dem
die Dorfbewohner ihr Brot backen.
Um zu
funktionieren, musste der Tabun
immer in Betrieb sein. Den Geruch, der von ihm ausging, mochten
die Bewohner von Carmel aber gar
nicht und sie forderten seine Zerstörung. Sie behaupteten auch, er sei eine
illegale Struktur. Die Dorfbewohner begannen mit einem juristischen
Prozess. Sie durften dann die
Zerstörung hinaus schieben.
Dieser legale Prozess dauerte für die
Gegner des Tambun anscheinend zu lang.
Im November 2013 kam eine Gruppe Israelis von Carmel, natürlich
von IDF-Soldaten begleitet, und
versuchten, das Feuer im Tambun zu löschen. Es gelang ihnen nicht. Aber mehrere
Tage später kam eine unbekannte Person bei Nacht und schüttete einen Eimer
Wasser in den Tambun.. Ein kleiner
Turm aus Heu und Lehm. Die zivile
Behörde kam – es war die Militärregierung und zerstörte
ihn, nachdem eine juristische Genehmigung vorlag. Das ist kein
Unfall – es ist ein Vorfall in einer Reihe von
beziehungslosen Vorfällen.
Es ist das letzte Stück in einem Muster, das
langsam während 30 Jahren
gebaut wurde.
Ich besuchte
Umm al-Kheir einige Wochen nach dem Vorfall. Man konnte die Tabun- reste aber
noch erkennen.
Die Bewohner
halten trotzdem am Land fest mit allem. was sie haben
und aus einem einfachen Grund: sie wissen nicht, wohin sie gehen sollen,
auch wenn Carmel sie hier nicht haben will und seine Abwässer auf das Land von
Umm al-Kheir laufen lässt und dort
den Boden verseucht. Sie
leben hier in
der Zone C unter der
Behörde der israelischen Regierung.
Sie lebten hier, bevor Israel dieses Gebiet besetzte. Ihnen
wurde nichts angeboten. Und
Ministerpräsident Netanjahu hat sie kein einziges Mal besucht.
Er war nicht an der Notlage von 160
Menschen interessiert.
Seit Juli 2016
berichten die Dorfbewohner, dass Drohnen
über Umm al.Kheir brummen und
jeden Versuch fotografieren,
wenn die Dorfbewohner etwas zu
bauen versuchen. Wenn etwas gebaut wird, wird es schnell zerstört.
Diese Zerstörungen interessieren die israelischen Medien nicht. Und man
muss schon sehr suchen, um jemanden zu finden, der ein Interview mit den Leuten
macht, deren Leben tatsächlich
zerstört wurde, weil jemand ihr
Land haben will. Das Ziel dieser Politik
ist die Enteignung des Landes von Nichtjuden und deren Vertreibung.
Dieser Fall
ist besonders leicht zu ignorieren, da die Leute, die hier leben so anders als
wir sind. Sie waren Nomaden. Wir lesen diesen Text mit einem Computer oder einem
Smartphone: sie benötigen fürs Brotbacken
noch einen Tabun. Das Brennmaterial ist Tiermist..
Wir sind mit
dem Narrativ von notwendigem
Fortschritt aufgewachsen und
behaupten, dass so ein Leben der westlichen Art und Weise Platz machen
muss. Es ist ein Beispiel und wenn es vollendet ist, bleiben keine Reste eines
Dorfes übrig, das fast 20 Jahre vor dem Bau von Carmel hier existierte. Die
Geschichte von Umm al Kheir ist ein
Mikrokosmos der israelischen Besatzung. Menschen entscheiden,
dass eine Gruppe Menschen einer anderen Gruppe Platz machen muss und wenn
wir glauben, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben, dann ist es Unrecht,
eine Gruppe zu enteignen und zu vertreiben. Das bedeutet für uns, dass wir
darüber nicht schweigen dürfen.
( dt. ziemlich frei
übersetzt: E. Rohlfs)