Israel Palästina
Nahost Konflikt Infos
Mit der Kamera erwischt
Gideon Levy , Haaretz, 28.8.08
Dies ist israelisches Rechtswesen im Konzentrat: Oberstleutnant Omri Burberg, der
Bataillonskommandeur, der verdächtigt wird, den völlig illegalen Befehl, auf
einen gefesselten Palästinenser zu schießen, angeordnet zu haben, wandert frei
herum und ist ein Kandidat für einen leitenden Trainingsposten bei den
israelischen Verteidigungskräften. Gleichzeitig verbrachte Jamal Amira, der Vater von Salam, der Amateurfilmerin, die die
Schießerei filmte, 26 Tage im israelischen Gefängnis, bis der Militärrichter so
nett war, ihn in der letzten Woche gegen Kaution freizulassen.
"Obwohl die Behauptung vage ist, dass die IDF sich rächen wollte," schrieb Oberstleutnant Yoram
Haniel, der Militärrichter, "kann die Tatsache nicht übersehen werden,
dass von allen Protestierenden nur der Kläger inhaftiert wurde."
Das kann in der Tat nicht übersehen werden. Jamal Amira
wurde kurz nachdem B
In Na
Am Wochenende eilten die Dorfbewohner von Na
"Dies ist eine geschlossene militärische Zone" bellten die
Grenzpolizei-Schlägertypen, die uns am Kontrollpunkt, der Na
"Alles was wir jetzt tun können, ist an die Decke starren," sagt Jamal Amira, der
dabei ist, 138 Dunams auf Grund des Trennungszauns
und wegen Hasmonaim
zu verlieren.
"Ich bin sicher, dass es Bauern geben wird, die einen Herzanfall haben
werden, wenn die Olivenerntezeit kommt und sie ihre Bäume nicht erreichen
können, sagt sein Sohn Mohammed, der das, was passiert, die "neue
Besatzung von Na
In einer weißen Galabiya und in fließendem Hebräisch
bietet er uns Feigen an, "meine letzten Feigen." Das Geräusch der
Raupenschlepper ist aus der Entfernung zu hören und Amira
wird durch eine Einschränkungsanordnung daran gehindert, sein Land zu
erreichen. Nach seiner Festnahme wurden 70 seiner Olivenbäume abgesägt und zwei
Brunnen auf seinem Grund zerstört. Mohammed ist überzeugt, dass dies auch aus
Rache für die Dokumentation der Schießerei durch seine Schwester geschah, denn
man hatte ihm versprochen, dass die Brunnen nicht angerührt würden.
Am Sonntag den 20. Juli filmte Salam das Anschießen von Ashraf Abu Rahma. Das Video wurde
am folgenden Tag von B
"Anfangs konnten wir das nicht glauben", erinnert sich Mohammed, der
neben Salam stand, als sie filmte. "Wir waren uns sicher, dass der
Offizier Ashraf
in den Jeep setzen würde. Als wir am Abend das Video sahen, waren wir
glücklich. Wir waren glücklich, eine solche Sache an die Öffentlichkeit
gebracht zu haben. Wir wollten der Welt zeigen - und besonders dem israelischen
Verteidigungsministerium -, was die IDF-Soldaten uns
antun. Kommt seht die Handlungen des Bataillonskommandeurs, eines
Oberstleutnants mit zwei
"Omri" wurde nach der fünftägigen
Ausgangssperre und wegen seines rüden Verhaltens gegenüber den Dorfbewohnern schon
lange geschmäht. "Schickt einen solchen Offizier in den Libanon, aber
warum nach Na
Mohammed sagt, dass sie anfangs Sorge hatten, das Video zu veröffentlichen.
"Wir hatten Angst, dass die Armee uns etwas antun würde. Die B
Drei Tage, nachdem das Video veröffentlicht wurde, am 23. Juli, fand in den
Olivenhainen eine Frauendemonstration statt, und Jamal nahm daran teil. Die
Dorfbewohner stellen immer sicher, dass einer der Besitzer, dessen Land gerade
weggenommen wird, den Protest begleitet. Jamal fing an, mit den Grenzpolizisten
zu diskutieren, von denen einer Jamal erzählte, das Land wäre nicht seines.
Jamal begann in seiner Wut, Erdklumpen hinunterzuschlingen. Sein Sohn Ghaleb
schaute aus der Entfernung zu, wie Offiziere seinen Vater angriffen und traten.
Die Familie hat ein Video, das dies beweist. Jamal wurde in den Jeep
gesetzt. Ihm wurden Handschellen angelegt und die Augen verbunden. Er
hörte wie die Offiziere einander sagten, "Wir haben Salams
Vater, den Vater der Kamerafrau."
Er wurde nach Hashmonaim gefahren, wo man ihn, wie er
sagt, etwa drei Stunden auf dem Boden sitzen ließ. Er bat um Wasser, bekam aber
keines. Nach mehreren Stunden gossen ihm Offiziere Wasser ins Gesicht. "Omri ist mein Freund," sagte
einer der Offiziere zu ihm, erzählt Jamal. Irgendwann brachten sie ihn zu einem
Grenzpolizeistützpunkt nahe Maccabim und ließen ihn
dort für weitere drei bis vier Stunden in Handschellen im Jeep sitzen, immer
noch ohne Wasser. Er erzählt, viele Grenzpolizisten kamen, um "Salams Vater" zu sehen. Als er wieder um Wasser bat,
reagierte einer von ihnen mit:" Iss deine Kamera." "Ich werde
dich in die Mangel nehmen" ist ein anderer Satz von einem Polizisten, den
Jamal zu erwähnen zögert.
Nach Sonnenuntergang wurde Jamal zur Vernehmung nach Beit
El gebracht. Er wurde beschuldigt, Polizisten angegriffen zu haben. Schließlich
wurde er in das Ofer-Gefängnis gebracht. In der
ersten Nacht taten ihm die Rippen weh, was er auf die Schläge zurückführte, die
er bei der Demonstration erhalten hatte. Am nächsten Morgen wurde er von einem
Arzt untersucht.
Nach acht Tagen im Gefängnis wurde Jamal vor Gericht gebracht. Er ist
überschwänglich in seinem Lob für Gaby Lasky, die
Menschenrechts- Rechtsanwältin, die ihn verteidigt hat; aber sie war nicht in
der Lage, vor dem ersten Militärgericht seine Freilassung zu erwirken. Seine Untersuchungshaft
wurde bis zum Ende des Verfahrens ausgedehnt und Jamal blieb über zwei Wochen
in Haft bevor sein Einspruch angehört wurde.
Einige von seinen israelischen Freunden kamen zur Gerichtsanhörung. Er bittet,
dass sie genannt werden: Oberst (in Reserve) Ami Arazi,
Shlomo Rav-On, Rafi Reuveni und Ilan Kuperstein aus Shilat. Der palästinensische Premierminister Salam Fayyad und Parlamentsmitglied Mustafa Barghouti
besuchten sein Haus, während er im Gefängnis saß. Die Familie hat ein Foto von Fayyad mit Salam, der Kamerafrau und Heldin der Familie.
Die Grenzpolizei und die IDF gaben keine Erklärung rechtzeitig für die Presse
heraus.
Jamal kann sicherlich als ein "guter Araber" betrachtet werden. Bei
seiner ersten Anhörung erzählte er dem Ankläger, dass er sehr viel für Israel
getan hätte. "Verlegt den Zaun ins Wadi, und ich
trinke am Zaun Kaffee mit jedem Israeli," sagt er
mehrmals. Seine Söhne sprechen alle gut hebräisch. Ihr Haus ist das erste Haus
nach dem IDF-Kontrollpunkt am Eingang zu Na
Jamals Gerichtsverhandlung wird bald stattfinden. Er
wird des Friedensbruchs, des Angriffs auf einen Soldaten und des Betretens
einer geschlossenen militärischen Zone – seines privaten Besitzes - angeklagt.
Der Militärrichter Oberstleutnant Yoram Haniel
schrieb: "Es ist zu bezweifeln, dass das Beweismaterial in diesem Fall zu
einer Verurteilung ausreichen wird."
(dt. Peter Voss)