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Warum ich nach Gaza marschieren will

 

Pam Rasmussen,     http://electronicintifada.net/v2/article10963.shtml         23. 12. 2009

 

Am 29. Dezember will ich versuchen, mit 1300 anderen Friedens- und Gerechtigkeitsaktivisten aus 43 Ländern die Grenze nach Gaza zu überqueren. Einige von uns sind schon früher im Gazastreifen gewesen. Für mich wird es  der 3. Besuch  seit der israelischen Invasion  sein, die  mehr als 50 000 Häuser zerstörte oder beschädigte und  90 % der privaten Industrie.

Aber dieses Mal ist  es anders. Das Datum unserer Ankunft markiert genau ein Jahr nach dem Angriff und seitdem hat sich wenig verändert. Auf Grund der anhaltenden Blockade, die Israel und Ägypten  mit dem  Einverständnis der USA und der EU aufrecht erhalten, sind nur wenige Häuser wieder aufgebaut worden, die Arbeitslosigkeit ist nahe 50 % und 2/3 der Schulkinder lernen ohne Hefte und Bleistifte und Babys leiden wegen des kontaminierten Wassers an Nitratvergiftung und kommen blau zur Welt. Genug ist genug. Es ist Zeit, etwas Dramatisches zu tun. Es wird Zeit für den Gaza –Freiheitsmarsch.

Die Idee für den Marsch kam von den CODEPINK-Frauen, als eine Delegation von ihnen im Juni in Gaza war. Norman Finkelstein – der jüdische Gelehrte und Kritiker des zionistischen Rassismus – schwebte eine globale Annäherung  von Gerechtigkeitsaktivisten vor genau in der Woche, in der vor  einem Jahr der Angriff begann, und gegen die seit 3 Jahren andauernde Belagerung. Diese Annäherung wird bald Realität werden – falls Ägypten nicht im Weg steht und sich weigert, die Rafah-Kreuzung zu öffnen, womit es gedroht hat. Den 1300 Internationalen  werden sich  50 000 Palästinenser im Gazastreifen anschließen, wenn wir am 31. Dezember von Abed Rabbo   - einer Gemeinde, von der fast jedes Gebäude während der Invasion zerstört wurde – los marschieren. Genau so werden auf der andern Seite  des Erez-Überganges in Israel Friedensaktivisten ihren eigenen Marsch durchführen.

 

Aber warum im Gazastreifen marschieren?  Fragen mich so viele Leute, warum nicht den Millionen Armen hier ( in den USA) helfen, warum einem Volk Tausende von km weit weg, das anscheinend in einen nie endenden Konflikt hineingezogen wurde?  Tatsächlich gibt es eine Menge Gründe dafür – interne und internationale. 2007 veröffentlichte der  UN-Menschenrechtsbeauftragte für die besetzten Gebiete John Dugard einen  sehr kritischen Bericht über Israels Menschenrechtsprotokolle. Er stellte diese Frage und beantwortete sie  auch: Es gibt keinen anderen Fall eines westlichen Regimes, das  einem entwickelten Volk die Selbstbestimmung und Menschenrechte  so lange Zeit verweigert hat. Dies erklärt, warum die Besetzten Gebiete für den Westen zum Test geworden sind,  zu einem Test, durch den seine Verpflichtung gegenüber  den Menschenrechten beurteilt werden. Die Tatsachen vor Ort haben sich in Palästina  in den  letzten drei Jahren verschlimmert , deren Höhepunkt in Israels unverhältnismäßigem Angriff auf den Gazastreifen lag ( 2008/2009).

Außerdem sind Amerikaner wie ich  auch mitverantwortlich für  das Leiden so vieler unschuldiger Menschen, da unsere Regierung Israel täglich 7 Millionen $  vor allem militärische Hilfe gibt, ohne dass Bedingungen daran geknüpft sind – weit mehr als an alle Länder Afrikas südlich der Sahara  zusammen. Die Amerikaner werden deshalb von vielen in der Welt  für die israelischen Menschenrechtsverletzungen als mitverantwortlich angesehen. Außerdem hat die US  42 mal Resolutionen des UN-Sicherheitsrats mit einem Veto blockiert.

Aber vielleicht ist  für mich der wichtigste Grund für mein Zurückgehen nach Gaza und meine Teilnahme am Gaza-Freiheitsmarsch der, dass ich, seitdem ich 2007 das erste Mal meinen Fuß auf das mit Blut und Tränen bedeckte Land setzte,  eine so große Herzlichkeit bei den Menschen fühlte. Die Art der Gesellschaft, in der ich leben möchte, kennt keine Grenzen zwischen den Privilegierten und den anderen. Aber wenn Linien gezogen werden müssen oder in diesem Fall Mauern und Stacheldrahtzäune – dann will ich auf Seiten der Palästinenser stehen.

 

Pam Rasmussen ist eine Friedensaktivistin und Kommunikationsfachfrau aus  Maryland, die kürzlich einen Community-Menschenrechtspreis für ihre Arbeit für die Palästinenser  von der UN-Association of the National Capitol Area erhalten hat.