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Gaza Freedom March

 

Kairo,  29.Dezember 2009, 

 

Der Gaza-Freiheitsmarsch wurde heute ( 29.12.)  nach einer überraschenden Ankündigung durch die ägypt. Regierung durcheinander gebracht: sie würde 100 Teilnehmern erlauben, am Mittwochmorgen in den Gazastreifen  reisen zu lassen. Die Entscheidung war eine Folge einer direkten Bitte der First Lady von Ägypten von Susanne Mubarak ans Außenministerium nach dem durch die Teilnehmer und Organisatoren drei Tage lang intensive Lobbyarbeit gemacht worden war.

Die Organisatoren hatten zwei Stunden Zeit, um das Angebot anzunehmen oder abzulehnen und die unmögliche Aufgabe zu entscheiden, wer die 100 Gesandten sein würden. Es wären dann nur 7% der mehr als 1300 Leute, die für den Marsch registriert waren. Nach Beratung mit den lokalen Organisatoren im belagerten Gazastreifen entschied das internationale Komitee die 100 Delegierten als eine symbolische Schau zu senden. Es wäre besser, als  dass niemand  in Gaza ankommen würde.

 

Auf Grund der kurzen Zeit stellten die Organisatoren eine Liste zusammen, nach der jedes Land mit 2 Delegierten vertreten sind. Weil die Teilnehmer aber  verschiedenen Protestaktionen über ganz Kairo verteilt waren, konnten diese Entwicklungen nur  mit den Vertretern jedes Landes bei einem Nottreffen in der Nacht zum Dienstag  besprochen werden.

Dieses Treffen artete bald in eine  erhitzte Debatte aus. Einige Teilnehmer waren zornig, dass eine Entscheidung dieser Größe einseitig von den Organisatoren gemacht wurde. Viele empfanden, dass dieser Schritt die Einheit der internationalen Delegation kompromittiert, wenn 1200 registrierte Teilnehmer ausgeschlossen würden. Dazu kam die Spannung der fast unmöglichen Aufgabe, zu entscheiden, wer geht und wer bleibt zurück.

Die intensive und zum Teil sehr emotionalbelastete Diskussion, die mehrere Stunden dauerte, teilte die Beteiligten in zwei Hauptlager. Einige waren der Meinung, dass eine kleine Vertreterdelegation ein bedeutsamer „Sieg“ gegen die ägyptische Regierungspolitik in bezug auf den Rafahübergang wäre. Sie argumentierten auch, dass es  sehr wichtig sei, dass es eine internationale Präsenz innerhalb des Gazastreifens  während des geplanten Marsches am 31. Dezember gebe, um den Palästinensern zu zeigen, dass man sie unterstützen wolle, auch wenn diese Delegation nur ein kleiner Teil der ursprünglich geplanten Menge sei .

Die gegenteilige Ansicht, die die vorherrschende Meinung bei dem Treffen unter den meisten Ländern vertraten, war, dass die Entscheidung eines Kompromisses ein großer Fehler sei.

Vertreter dieser Ansicht behaupteten, dass sie nicht gekommen seien, um noch einmal eine symbolische Hilfsdelegation nach Gaza  zu senden, sondern wirklich die Belagerung en mass brechen  und die Politik der Region hinsichtlich Gazas Isolierung herausfordern wollten.

 

Diese Gruppe fürchtete, dass mit dem Einverständnis mit der 100-Personen-Quote, sie direkt in die Hände der ägyptischen Regierung spielen würde, indem sie ihnen die notwendige positive Publizität in den internationalen Medien gewähren, während ein langfristiger Politikwechsel hinsichtlich der Schließung des Rafahüberganges  unwidersprochen bleibt. „genau dies gibt der ägyptischen Regierung  einen Fototermin und die Chance zu sagen, wir haben Leute durchgelassen,“ sagte Bassem Omar, ein kanadischer Vertreter.

Viele sehen dies nur als einen Versuch der ägypt. Regierung, vor der internationalen Gemeinschaft das Gesicht zu wahren, während sich das Land im scheinwerferlicht der Medien befindet und unter globalem politischem Druck, den Marsch ( über die Grenze) zu genehmigen.

Nach ein paar chaotischen Stunden, in denen man sich über diese Probleme stritt, teilten sich die Gruppen in verschiedene nationale Delegationen und Interessengruppen, um unter sich zu entscheiden, ob sie das Angebot annehmen und an dem 100 Peronen-Konvoi teilnehmen. Während des Schreibens hatten sich die Canadier, Südafrikaner und die schwedische Delegation entschieden, nicht daran teilzunehmen, da sie das Gefühl hatten, dass diese Herangehensweise den Zweck des Marsches  untergräbt, nämlich die Belagerung zu brechen – es ging nicht darum, einen Hilfskonvoi zu senden.

Ein Sprecher aus der französischen Delegation hat auch die Idee als „umstritten“ zurückgewiesen und sagte, dass  stattdessen das Sit-in an der franz. Botschaft fortgeführt wird. Aktivisten, die in Kairo bleiben, planen, ihre Protest Aktion  an verschiedenen Stellen in der Stadt fortzusetzen und am 31.Dezember trotz eines Verbotes durch die ägypt. Polizei eine einzige Massendemo  als Höhepunkt  durchzuführen.

Greta Berlin

( dt. Ellen Rohlfs)