Jim Holstun und Irene Morrison electronicintifada.net 2.Nov. 09
Oberst
Efraim (Fein) Eitam folgte nur den Befehlen, als er
seinen Soldaten sagte, sie sollen Ayyad Aqel 1988 schlagen. Sie
schlugen ihn zu Tode.
Eitam, der seitdem mehrere ranghohe Posten in der israelischen Regierung
einnahm, begleitete als Sonderbotschafter Ministerpräsident Netanyahu zum
„Caravan for Democracy“-Programm des Jüdischen
National Fund.(JNF) … Seit Israel
gegründet wurde, hat der JNF die ethnische Säuberung der Palästinenser und die Besiedlung auf ihrem enteigneten
Land organisiert; Eitan sieht sich
selbst als messianischer
Soldatenprophet, der die zukünftige Vertreibung der Palästinenser aus Israel
und den besetzten Gebieten vorbereitet. Hillel von Buffalo, New York, lud Eitam auf den Campus der Universität von Buffalo (UB) auf Empfehlung von Prof Ernest Sternberg ein,
einem Vorstandsmitglied der „Wissenschaftler für Frieden im Nahen Osten und ein
Gründer seines lokalen Campuskapitels.
Im
Februar 1988 - zu Beginn der 1. Intifada - sagte der
Verteidigungsminister Yitzjak Rabin diskret zur
israelischen Armee, ‚brecht den Palästinensern
die Knochen’. Nach dem Zeugnis israelischer Soldaten leitete Oberst
Eitan die Botschaft an seine Givati Brigade weiter, die damals den Gazastreifen besetzte.
Am 7. Februar befahl er vier Soldaten, die Knochen von zwei Brüdern im al-Bureij-Lager zu brechen. Sie fesselten sie, verbanden ihnen
die Augen, schlugen sie eine Zeitlang in ihrer Wohnung, dann nahmen sie sie in
einen abgeschlossenen Olivenhain, wo sie
sie 20 Minuten mit Stiefeln bearbeiteten und schlugen. Khalid überlebte, sein
21 jähriger Bruder Ayyad starb. 1990 verurteilte ein
israelisches Kriegsgericht diese Soldaten wegen Überfall, gab dreien von ihnen
einen niedrigeren Rang und verurteilte den vierten zu zwei Monaten Gefängnis ( Guardian, 2.11 1990 „Soldier jailed …“)
Eitans Soldaten bezeugen, dass er den Befehl
gegeben und sich am Schlagen der Givati beteiligt
habe. Er gibt zu, mit vier Schlagstöcken
in seinem Jeep, einschließlich einer splitterfesten, unvorschriftsmäßigen
Knute, die aus einem dicken Seil gemacht war, durch den Gazastreifen gefahren
zu sein. Die Armeerichter fanden, dass Eitans
gewalttätiges Verhalten zur Norm geworden war und zum Vorbild für die unter
seinem Kommando stehenden (‚Soldier sentenced for Palestinian
Beatings,’Associated Press 31.Oktober 1990) ; Givati commander denies telling Men to break bones’
The Jerusalem Post, 23 Febr.1990); ‚Givati 4 are convicted’, The Jerusalem
Post, 2 Oct.1990) Er erhielt nach fast zwei Jahren keine Strafe. Als aber am
13. Juli 1992 Rabin Ministerpräsident
wurde, erhielt er einen Tadel und eine Empfehlung gegen eine Beförderung. Die
Jerusalem Post zitiert Quellen, die andeuten, dass sein wahrscheinlicher
Einspruch beim israelischen Obersten Gericht wegen einer Verurteilung
Auswirkungen auf seine Beförderung hatte, einschließlich Rabin …( 19.Juli 1992)
Als
Ehud Barak Rabins Generalstabschef wurde, beförderte dieser ihn trotz allem zum
Brigadegeneral. Im Dezember 2000 nach Rabins Tod weigerte sich Baracks Nachfolger Shaul Mofaz, Eitam zum Generalstabchef
zu befördern. Verärgert hielt er in der Bar-Ilan-Universität einen aufhetzenden
Anti-Oslo-Vortrag. Er nannte den Chef der
palästinensischen Behörde Yasser Arafat ‚einen elenden Mörder’, griff die
Regierung an, die die Kontrolle über Jerusalem teilen wolle und schlug eine
neue Nakba
oder Enteignung vor: die israelische Armee könne morgen Judäa und
Samaria und den Gazastreifen erobern und die Bevölkerung übernacht
vertreiben, das sei kein Problem. Wir
haben nur ein Problem mit dem Willen,
dieses auszuführen. Als Nation seien wir gehemmt ( ‚Eitan quits IDF’, The
Jerusalem Post, 27.Dezember 2000)
Kurze
Zeit danach zog er sich aus der Armee zurück, seine Karriere aber blühte. Im
Februar 2003 in die Knesset gewählt, half er, die national-religiöse
Partei und die erneuerte religiöse
national-zionistische Partei zu gründen.
2002-04 hatte er in der Regierung von Ministerpräsident Sharon mehrere Ämter
auf Kabinettebene, einschließlich des
Ministerposten für Wohnung und Bau, ein Posten, der dazu verwendet wurde, die
Siedlungen auf dem Golan, in der Westbank und im Gazastreifen zu vergrößern.
In
einem langen Interview mit der israelischen Tageszeitung nannte Eitan die
palästinensischen Bürger Israels ‚eine tickende Bombe’ und ein ‚Krebsgeschwür’
(‚Dear God, this is Effi’
20.März 2002) Abgesehen von Israel seien die anderen Nationen ‚Welten von
Robotern ohne Seele’. In klassisch faschistischer Art, stellte er fest, dass im Krieg die
‚unglaublichsten Dinge’ vorkommen würden. Er scheint zu glauben, der Messias zu
sein, dessen Mission es sei, ‚das Volk und den Staat Israel zu retten’. ‚Solch
ein Führer’, sagt Eitan, ‚führe das jüdische Volk. Er stünde nicht nur auf dem
Platz, an dem Ben Gurion stand , sondern auch da, wo
Moses und König David stand. Wie kann man da noch bescheiden bleiben? Wie soll
man sich da nicht zwischen
Koalitionsabkommen und politischen Intrigen
verirren und in einem Prozess, in dem die Ordnung der Natur und die des
Himmels und der Erde mit einander
verstrickt sind (‚Dear God,
this is Effi’,
Haaretz, 20.März 2002)
Aber
dieser bescheidene Messiah hat keine Angst, sich die
Hände schmutzig zu machen.
Durch
das Töten von Aqel nicht zur Einsicht gekommen, fährt
er mit seiner rassistischen
gewalttätigen Hetze fort. In einer Tel Aviver
Synagoge regte er 2002 zum Mord an Yasser Arafat samt seinen Kollegen an: ‚Wenn ich jetzt die
Order herausgeben könnte, dann wäre er in 15 Minuten tot – zusammen mit seiner
ganzen Bande’ Für den früheren al-Aqsa Märtyrer
Brigadeführer Marwan Barghouti – damals von Israel
angeklagt und für einen Prozess vorbereitet, schlug Eitan vor, man solle ihn
nur in einen Olivenhain hinausnehmen und dort in den Kopf schießen (NRP-Führer
Eitan: ‚Arafat, Barghouti sollten getötet werden’
Jerusalem Post, 5. Juli 2002)
In
typisch kolonialer Weise hat er die Palästinenser ‚Kreaturen’ genannt, die aus den Tiefen der
Dunkelheit kommen’, ‚kollektiv schuldig sind’ und die willkürlich nicht nur wegen des Bluts an
ihren Händen getötet werden sollten , sondern wegen
‚des Bösen in ihren Köpfen.’ ‚Wir müssen
sie alle töten,’ sagte er ( „A Reporter at Large: Among the settlers’, the New Yorker, 31.Mai 2004).
Eitan
hat wiederholt zu einer Vertreibung der
Palästinenser im Bausch und Bogen aufgerufen z.B. 2002 bei einem israelischen
Angriff auf die Westbank hätte es solch eine Möglichkeit gegeben, um sie nach
Jordanien zu treiben. Das würde unser jüdisches Gewissen sauber lassen ( ‚Israelischer Nationalist hofft, das Land zu überzeugen und die Palästinenser zu
vertreiben, Associated Press, 7.April 2002)
„2006 sagte er: ‚Wir werden die
große Mehrheit der Araber aus Judäa und Samaria vertreiben müssen’ ( ‚Leftist blast Eitan’s statement on Arabs, Haaretz, 11.September 2006)
2008
wandte er sich an die arabischen Knessetmitglieder und sagte: ‚Der Tag wird kommen, an
dem wir euch aus diesem Haus verbannen
werden und aus dem nationalen Heim … Ihr .. werdet
nach Gaza vertrieben werden, wo euer Volk lebt, das gegen uns kämpft. Dorthin
gehört ihr’. (‚Die Sicherheit wurde nach dieser antiarabischen Rede verstärkt’,
Ynet, 15.April 2008) Während Israels Angriff auf den
Gazastreifen im letzten Winter sprach sich Eitan auch für eine
Massenvertreibung von Gazas Zivilisten aus und
für eine ‚freie Jagdzone’ …
Die
israelische Presse dokumentierte noch andere umwerfende Statements von Eitan:
über die ‚Sehr moralische israelische Armee“, aber auch über die Anwendung
menschlicher Schutzschilde, wobei ein Jeniner
Teenager … zu Tode kam; seine Forderung, dass den palästinensischen Bürgern
Israels im Negev, der Krieg erklärt werden solle ; dass sich die Palästinenser nicht mehr an die Nakba erinnern
dürfen, dass israelische Politiker hingerichtet werden sollen, die die
besetzten Gebiete zurückgeben wollen, dass die Hamas-Führer geköpft werden
sollen . …etc. etc
……
Gegen
Eitams Besuch
in der Universität von Buffalo
wurde protestiert. 40 Studenten standen
auf dem Campus und protestierten gegen seine Anwesenheit. Sie waren
alarmiert worden von UB-Studenten für ‚Gerechtigkeit in Palästina’ und dem
‚Palästinensisch-Israelischen Komitee des Western New Yorker Friedenszentrum’.
Ein paar Eitam-Unterstützer spuckten gegen die
Demonstranten und schrieen „Terroristen!“, aber mehr Passanten schlossen sich
ihnen an …
Wie
die kürzlichen Aktionen gegen den früheren
israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert in New Orleans, der Universität in
Kentucky, in der von Arkansas und Chikago und San Franzisko zeigen, können israelische Kriegsverbrecher nicht
länger mehr damit rechnen, respektvoll aus US-Campusforen auf Staatskosten
Propagandatouren zu machen. Da liegt etwas in der Luft.
Jim
Holstun lehrt Literatur an der SUNY Buffalo und hat
mehrere Artikel bei The Electonic Intifada
veröffentlicht
Irene
Morrison ist Assistentin des Direktors des Western NY Peace
Center:
(dt und stark gekürzt: Ellen Rohlfs)