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Aufarbeitung
Einsteins: Neues Buch enthüllt den berühmten Wissenschaftler als
Opponenten von Israel
Von Jaisal Noor „The Indypendent“ 15. Mai
2009
http://www.indypendent.org/2009/05/14/reclaiming-einstein/
Einstein
über Israel und Zionismus: Seine provokativen Gedanken über den Nahen Osten
Von Fred Jerome St. Martin‘s Press, Mai 2009
Zahlreiche
Bücher und Artikel wurden über das Leben des großen Physikers und Denkers
Albert Einstein geschrieben und seit seinem Tod im Jahre 1955 herrschte die
übereinstimmende Meinung vor, dass Einstein ein strenger Unterstützer des
Staates Israels war.
Der Veteran-Journalist
Fred Jerome benutzt 100 von Einsteins eigenen Briefen, Artikeln und Interviews
– viele davon zum ersten Mal veröffentlicht – um diese These zu wiederlegen.
Es ist
wohl bekannt, dass Einstein, ein deutscher Jude, selbst ein Zeuge des europäischen
Antisemitismus wurde und sich gegen Vorurteile und Nazismus ausgesprochen hat.
Diese Erfahrungen überzeugten Einstein, den Zionismus und ein jüdisches
Heimatland zu unterstützen. Nachdem er durch seine wissenschaftlichen
Durchbrüche großen Ruhm erlangt hatte, wurde ihm nach dem Tod von Chaim
Weizmann, dem ersten Präsidenten von Israel, im Jahre 1952 die Präsidentschaft
Israels angeboten.
Tatsache
ist, dass Weizmann trotz seiner Sympathisierung mit
dem Zionismus wiederholt vor der Entstehung eines zu "engen
Nationalismus" warnte, da bei der Gründung eines reinen Judenstaates eine
friedliche Koexistenz mit den Palästinensern nicht erreicht werden könnte.
Stattdessen befürwortete Einstein den Kultur-Zionismus – die Gründung von
jüdischen Kultur-und Studienzentren innerhalb eines Zwei-Nationen-Staates mit
gleichen Rechten für beide, sowohl Araber, als auch Juden.
Als man
Einstein die israelische Präsidentschaft angeboten hat, sagte der israelische
Premierminister David Ben Gurion, " ich mußte
ihm den Posten anbieten, es war nicht zu umgehen, aber, falls er ihn annimmt,
werden wir Probleme bekommen." In einem Brief aus dem
selben Jahr verglich Einstein das Projekt der Zionisten mit dem der
Pilger, indem er schrieb, "wie tyrannisch, intolerant und aggressiv (sie)
nach einer kurzen Zeit wurden." Und in seinem letztem Medieninterview, das
in der New York Post einen Monat vor seinem Tod veröffentlicht wurde, erklärte
Einstein: "Wir hatten zuerst große Hoffnungen in Israel gesetzt. Wir
dachten, es sei besser als andere anderen Nationen, aber es ist keinesfalls
besser."
Jerome
hat zuvor zwei Bücher über Einstein geschrieben: Der Einstein-Ordner: J. Edgar
Hoovers geheimer Krieg gegen den berühmtesten Wissenschaftler und Einstein über
Rasse und Rassismus, mit Rodger Taylor als Co-Autor.
Diese Bücher sind wichtig, um Einstein zu verstehen, der sich selbst als
Revolutionär beschrieb und öffentlich erklärte, dass er seinen Ruhm und seinen Prominentenstatus einsetzen werde, um Dinge ins Rampenlicht
zu rücken, die ihm wichtig sind. Zum Beispiel berichtet Einstein über Rasse und
Rassismus zum ersten Male detailliert über Einsteins 20jährige Freundschaft mit
Paul Robeson. Während die beiden ersten Bücher die Kenntnislücke in Bezug auf
Einsteins radikale Einstellungen und politischen Aktivismus
füllen sollten, dient Einstein über Zionismus und Israel dazu, den Mythos, dass
Einstein ein Unterstützer Israels war, zu beseitigen.
Dabei
enthüllt Jerome viel über die Natur der Mainstream-Propaganda. Einsteins
Opposition in Bezug auf Israel war weithin bekannt und zu seinen Lebzeiten
wurde darüber auch berichtet. Tatsächlich entstand der Mythos, Einstein habe
Israel unterstützt, am Tag nach seinem Tod durch den Nachruf in der New York
Times, in dem man schamlos schrieb, dass er die Errichtung des Judenstaates
propagiert habe. Dies widerspricht jahrzehntelangen Berichten des "Paper of Record". Jerome bietet
einige Exemplare an, einschließlich eines Artikels aus dem Jahre 1930 mit der
Überschrift "Einstein attackiert die britisch-zionistische Politik".
Ein Artikel aus 1938 stellte fest, dass Einstein "gegen den
palästinensischen Staat"sei und ein Artikel aus
1946 besagt "Einstein untersagt einen jüdischen Staat".
Das Buch
endet mit einer Bemerkung des Autors und Intellektuellen, GoreVidal,
"Die einzige Frage, die wirklich zählt, ist: Warum?" Jerome folgert
mit: "Warum haben wir es nicht gewußt?"
Die New
Yorker Society der Ethik gibt einen Empfang, um die Herausgabe von Einstein
über Zionismus und Israel zu zelebrieren, am 28. Mai um 18:30, 2 West 64th
Street, in Manhattan. Die Veranstaltung ist
kostenfrei.
Jaisal Noor vom Indypendent
hat sich mit dem Autor, Fred Jerome, zusammengesetzt und diskutiert, weshalb
man sich an Albert Einstein aufgrund seiner Physik und nicht aufgrund seiner
Politik erinnert.
Jaisal Noor: Was waren Ihre Beweggründe,
dieses Buch über Einstein und seine Einstellung zu Israel und dem Zionismus zu
schreiben?
Fred
Jerome: Als Einstein Paul Robeson im Jahre 1952 traf, hatte er gerade das
Angebot, Präsident von Israel zu werden, abgelehnt. Laut Lloyd Brown (der bei
diesem Meeting zu gegen war) begründete Einstein seine Absage gegenüber
Robeson: Er sei mit Israel nicht einverstanden, nicht mit dem Nationalismus,
nicht mit der Errichtung des Staates Israels und so weiter. Meine beiden
vorherigen Bücher enthielten eine kurze Diskussion über Israel. Ausserdem ist es eines der Zentralthemen in der heutigen
Welt. Wir können dieses Thema nicht ignorieren und (gleichzeitig) behaupten,
über die Welt oder Menschen in der Welt besorgt zu sein. Da ich mir Sorgen über
die Ereignisse in Israel machte, insbesondere über die Unterdrückung der
Palästinenser durch Israel... schien mir ein logischer Schritt zu sein, mehr
über das zu schreiben, was Einstein (darüber) zu sagen hatte. Ich kontaktierte
die Einstein-Archive in Jerusalem, anscheinend dachte man dort, es sei eine
gute Idee, ermutigte mich und sagte, man könne mir Informationen, die
wahrscheinlich nie zuvor veröffentlicht wurden, verschaffen.
JN: Sie
begannen mit den Einstein-Archiven in Jerusalem – wohin gingen sie sonst noch?
FJ:
Einstein hat all seine Schriftstücke der Hebräischen Universität in Jerusalem
übergeben, weil er zu deren Gründung beigetragen hatte. Als kultureller Zionist
favorisierte er Kulturzentren wie Universitäten, aber er widersetzte sich
sowohl einem jüdischen Staat als auch einer jüdischen Nation. Ich versuchte mit
möglichst vielen Menschen zu sprechen,
die mit Einstein gesprochen haben, ihn kannten, sich an ihn erinnern. Der
wichtigste war Mohammed Heikel in Kairo, ein bekannter ägyptischer Journalist.
Ich übernahm dieses Interview, das bisher noch in keinem der über 100 Büchern über Einstein, veröffentlicht worden war.
JN:
Können Sie die Reaktion der Presse auf ihre vorherigen Werke über Einstein und
die zu erwartende Reaktion auf dieses beschreiben?
FJ: Die
Pressereaktion auf das erste Buch, der "Einstein File (2002) war sehr
großes Interesse, vielleicht, weil J. Edgar Hoover in den letzten 20 Jahre in
den Misskredit der Medien gefallen war. Und so haben Sie nun einen guten
gegenüber einem schlechten Menschen, wobei Einstein der gute ist. Im Jahr 2000, während ich an meinem ersten
Buch arbeitete, war er gerade vom Time Magazine zum Menschen des Jahrhunderts
ernannt worden,, und ich kam mit diesem Ordner heraus, den niemand anders
kannte – dem gesamten Ordner. So war es eine Kombination aus einer neuen
Information und einer Art Sexythema. Dann widmete die
New York Times eine komplette Seite seinem Wissenschaftsgebiet, als die
Erstausgabe des Buches stattfand – dies verhalf dazu, dass viele andere
Medienstellen das Buch ebenfalls behandelten.
Als das
Buch Einstein über Rasse und Rassismus (2006) herauskam, wurde in den
Mainstream-Medien praktisch nichts darüber berichtet. In der Schwarzen Presse
gab es einige Berichte, auch in den Amsterdam News, auf einigen Websites usw.
"Publisher's Weekly"
führten ein Review durch. Man schrieb, es sei ein gutes Buch, gut geschrieben,
gut recherchiert, ohne Beschwerden, ohne Kritiken. Einstein war ein
Spitzenmann, also, was? Sechs Monate nach der Herausgabe des Buches machte die
New York Times letztlich ein Review des Buches, ein sehr günstiges Review, das
nur in der New Jersey-Ausgabe veröffentlicht wurde, die, verglichen mit ihren
anderen Ausgaben, nur sehr wenige Leser hat.
So war
der Kontrast beachtlich. Ich denke zu allererst, weil die Mainstream-Medien in
Amerika nicht über Rasissmus in Amerika schreiben
wollen und sicherlich nicht Einstein mit einer antirassistischen Position zu
identifizieren möchten. Der andere Grund dafür, dass die Medien dieses Buch
ignoriert haben, ist, dass Einsteins Freundschaft mit Paul Robeson Teil des
Buches ist und während sie schließlich Paul Robeson auf eine Briefmarke
abgebildet haben, nach großem Kampf und Protest, sind die Mainstream-Medien und
Unternehmen, deren Interesse sie vertreten, erschrocken über Paul Robesons links gerichtete Einstellung, seinen Sozialismus, Aktivismus, den Widerstand ihnen gegenüber, die er
repräsentiert hat. Außerhalb der Mainstream-Medien gab es jedoch eine sehr
positive Reaktion. (Co-Autor) Rodger Taylor und ich
werden noch immer von Studenten und anderen Gruppen im ganzen Land eingeladen,
um über das Buch zu sprechen, (sogar) fünf Jahre nach dessen Veröffentlichung.
Aber die Medienreaktion war ganz klar "rühr es (das Thema) nicht an".
Meine
Erwartung ist, dass die größten Mainstream-Medien bei diesem Buch genauso
reagieren, weil ich glaube, dass sie in Bezug auf Israel-Palästina Washingtons
totale Rückendeckung der israelischen Regierung zu mehr als 150 % unterstützen.
In den Mainstream-Medien heißt es, dass Einstein ein großer Unterstützer
Israels war. Seit seinem Tod wird dies verbreitet, seit nunmehr 60 Jahren. Zu
seinen Lebzeiten haben war nie die Rede davon.
(dt.Inga Gelsdorf)