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Friedensgeschäfte  -- US-Milliardär verfolgt seinen Traum: Frieden in Nahost

 

Akiva Eldar, 22.8.08

 

Zwischen einem Treffen in der Knesset mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Haim Ramos und einem Besuch bei seinem Freund Präsident Shimon Peres, hat Daniel Abrams das Gefühl, sein Herz ausschütten zu müssen.  Der 84jährige Milliardär, der Anfang dieses Monats Israel besuchte, sagt, dass er in den letzten sieben Jahren, seit dem er den Saudi Kronprinzen Abdullah, der inzwischen zum König gekrönt wurde, keinen Frieden kennt.

Abrams Augen  werden feucht, als er über das Treffen in Riad spricht. Es war, als er die große Neuigkeit hörte: 22 arabische Länder stimmen darin überein, Israel  innerhalb der Grenzen vom 4.Juni 1967 anzuerkennen und bieten normale nachbarliche Beziehungen an. Es war die sog. Arabische Initiative. Abrams erinnert sich, dass er zu Tränen gerührt war und dem Prinzen erzählte,  er als  Jude könne  keine Worte finden, um zu beschreiben, wie wundervoll es sei, solch einer Erklärung von einem arabischen Führer seines Ranges zu hören.

 

Der erfolgreiche Geschäftsmann, der sein Glück mit einer Schlankheitsfastendiät machte ( er verkaufte die Firma  im Jahr 2000 für 2,3 Milliarden) verhandelte mit dem Kronprinzen. „Da gibt es noch ein Problem,“ sagte er ihm. „Wir können die großen Städte nicht evakuieren“ (Während des ganzen Gesprächs sprach er von sich als einem Israeli). Aber wir können den Palästinensern etwas 100%ig Gleichwertiges geben“. Er – der Kronprinz – sagte innerhalb einer Sekunde: „Das ist großartig“. Ich werde nie dieses Statement vergessen, sagte Abrams heute.

Für Abrams war dieses Gespräch  ein wirklicher Augenöffner. Nach all den Jahren, während denen er von einer nahöstlichen Hauptstadt zur andern flog, sagte der US-Geschäftsmann, er habe das Privileg,  nicht nur ein Zeuge von dem zu sein, was er denkt und hofft, nämlich das Ende des israelisch-arabischen Konfliktes, sondern dass auch Israel als legitimes Land anerkannt werden würde.

 

Am nächsten Morgen traf ich ihn wieder …Er kam zu einem Cafe am Strand von Netanya, trug moderne Jeans und ein Sporthemd. Er bat einen seiner Helfer, mir zwei Dokumente zu zeigen. Das eine beschrieb ein faszinierendes Gespräch, das Abrams mit einem der führenden Rabbiner Israels führte. Das zweite war ein Bericht eines Treffens vor einem halben Jahr in den USA mit einem ranghohen Araber. Der israelische Ministerpräsident selbst kennt  dieses Dokument. Ohne mein gegebenes Versprechen, darüber zu schweigen, zu brechen, kann dazu gesagt werden, es enthält einen praktischen, finanziellen Vorschlag, um das Flüchtlingsproblem zu lösen – es ist ein Vorschlag, den zurückzuweisen, sogar Benjamin Nethanyahu Probleme hätte.

 

Abrams, der leicht den Rest seines Lebens dazu verwenden könnte, um rund um die Welt im eigenen Flugzeug oder mit seiner Yacht zu reisen, sagt, er sei tief besorgt und davon überzeugt, dass der Nahostkonflikt zu einem Ende gebracht werden müsse. Sein Lebenswerk sei es, eine Lösung dafür zu finden, und er verspricht, sich diesem Problem bis zu seinem letzten Lebenstag zu widmen. Am Abend dieses Tages hatte er noch ein Treffen mit Ministerpräsident Ehud Olmert, um ihm die Arabische Initiative noch einmal darzulegen.

 

„Man sagt, dass die Araber keine Gelegenheit verpassen, um eine Gelegenheit zu verpassen,“ sagt Abrams, „Ich muss Ihnen sagen,  dass Sie keine Gelegenheit verpassen, eine Gelegenheit zu verpassen.“

Seiner Meinung nach stellt jeder Tag, an dem der Konflikt weiter geht, ein Verbrechen dar. Nach ihm ist das Land verrückt. Dann stellt er die rhetorische Frage, wo wir denn in drei Jahren sein wollen – in einer dritten Intifada? ….

 

Abrams hat auch rote Linien, wenn man auf Jerusalem und das Rückkehrrecht der Flüchtlinge zu sprechen kommt. „Es gibt zwei Punkte, wo es keine Übereinkunft geben kann,“ erklärt Abrams. „Israel wird nie den Tempelberg  den Palästinensern  oder jemand anderem geben. Er ist zu heilig für uns. Aber wir könnten die Herrschaft Gott  und den Völker der Welt geben. Wir können ihn nicht aufgeben, aber wir könnten ihn teilen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: es gibt kein Recht auf Rückkehr, nicht für einen einzigen Palästinenser. Wenn wir erst die Tür öffnen, wird Israel nicht mehr Israel sein.“ Der Botschafter gab Abrams Recht  - Abrams war erstaunt. Er schlug auch vor, dass wir den Flüchtlingen die Siedlungen geben könnten, die in den Gebieten liegen, die Israel evakuieren würde.

 

Nach sechs Jahren ( 1972-78) in Israel kehrte er in die USA zurück. Sein unglaublicher Geschäftserfolg ließ ihn mit einer Menge Geld, Zeit und dem Wunsch, sich politisch zu betätigen. Seine großzügige Unterstützung der Präsidenten- und Abgeordnetenkandidaten – Demokraten – öffnete ihm die Türen bis in die obersten Ränge.

 

Abrams sagt, wenn Israel auf  mehreren Gebieten das Verständnisdefizit überwinden könnte, wäre es möglich, mit den Arabern Frieden zu schließen. Ihm ist auch klar, dass es keinen Frieden geben kann, ohne eine mit einander abgestimmte Grenze. Er versteht die Israelis nicht, die denken, dass sie sicherer ohne Grenze sind als mit einer. „Ich garantiere euch, es ist viel sicherer, wenn man den Feind – wenn es einen gibt -  auf der anderen Seite der Grenze hat als  innerhalb des Landes.

 

Fanatische Juden

 

Abrams gewinnt Avi Gil, den früheren Chef des Büros des Ministerpräsidenten und des Außenministerium und einen Vertrauten von Peres.

 

Zur Zeit koordiniert er Abrams Aktivitäten in Israel einschließlich tiefschürfender Umfragen. Diese zeigen eine beständige Unterstützung für die Prinzipien der Arabischen Initiative … die Umfragen machen deutlich, dass die Israelis  der Interim-Abkommen überdrüssig sind. Die Öffentlichkeit würde jeden unterstützen, der sie davon überzeugt, dass Aufgabe von Land, einschließlich Ostjerusalem, den Konflikt beendet.

 

„Wir müssen tapfer genug sein, um in den Frieden zu gehen,“ sagte Abrams. „Es  benötigt Tapferkeit, um in den Krieg zu gehen, es benötigt Tapferkeit, um in  den Frieden zu gehen. Roosevelt sagte es so richtig: Das einzige, was wir fürchten müssen, ist die Furcht selbst“

 

Sind Ihre Freunde Peres, Barak, Olmert  - Feiglinge?

Abrams: „Ich weiß nicht. Es ist politisch schon mutig gegen 10 000 fanatische Juden vorzugehen. Sie sind  sehr lautstark, stark und gewalttätig. Man muss in den sauren Apfel beißen und es tun.“ Abrams sagt, er wolle auch zu Abu Mazen (PM Abbas) gehen und Siedlungen jenseits der grünen Linie für andere Gebiete tauschen. Er würde Abbas sogar noch ein bisschen mehr geben, als er erwarten würde. Alles ist im Genfer Abkommen von 2003 und in „Die Wahl des Volkes“ geschrieben ( einem Friedensplan, der 2003 vom früheren Shin Bet-Chef Ami Ayalon und Sari Nusseibeh, dem Präsidenten der Al-Quds-Universität geschrieben worden war, sagt Abrams und wir wissen, dass am Ende die Grenzen etwa  auf die 1967-Linien festgelegt werden, wenn nicht heute, dann in einem Jahr oder in 10 Jahren. Er empfindet es als Schande, soviel  Zeit zu vergeuden und sagt, dass Frieden unser Potential verzehnfachen würde. Vor zehn Jahren war Israels GBP ( gross national product)  etwas höher als das von Irland. Aber seitdem das Land seinen Konflikt mit Irland gelöst hat, überholt es uns schnell. Heute ist Irlands GNP /ProKopf-Einkommen $43 000, und liegt an 11. Stelle in der Welt, während Israel mit $ 26 000/ pro Kopf auf dem 47. Platz liegt.

 

Als Abrams gefragt wurde, ob Israel den Iran fürchten soll, sagt er: wenn ich eine ehrliche Antwort erwarte, dann solle ich das Geld in Betracht ziehen. Auch wenn er kein Experte in Strategie  ist, so ist er ein praktisch denkender Jude. Wenn der Iran Israel angreifen würde, weiß er, dass Israel in der Lage ist, mit großer Kraft zurückzuschlagen. Das würde für Teheran in einer Katastrophe enden.  Er erinnert daran, dass die USA sagte, dass ein Angriff auf Israel so wäre, als ob die USA angegriffen würde. Der Iran weiß, wenn er den Persischen Golf schließen würde, würde es sich ja selbst gefährden, und erweiß, dass die Welt von dem Öl aus der Region abhängt. Deshalb – so meint Abrams – stellt der Iran keine Gefahr dar. Aber wenn wir nicht bald Frieden mit den Palästinensern machen und zwar einen Frieden, der ihre Würde respektiert, dann besteht die Gefahr, dass wir in unserm eigenen Lande zur Minderheit werden. „Die Palästinenser wollen ihre eigene Heimat. Wir können keine haben, wenn  sie keine haben können. Dann wird es einen Punkt geben, wo der Besatzer zum Besetzten wird.

 

Unglücklicherweise beschäftigen wir uns mit Dummheiten, statt mit ernsten Dingen, fügt Abrams noch an.

 

 

(dt. und gekürzt: Ellen Rohlfs)