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Dorothe Naor von New Profile zu Nurit Peled-Elhanans Artikel

 

Danke Viktoria fürs Weitersenden und danke an Marc für die Übersetzung (aus dem Hebräischen) von Nurits wichtigem, bewegendem  Artikel, der genau zur rechten Zeit kommt. Wenn jetzt täglich, morgens, mittags und abends in den israelischen Medien, den Zeitungen,  im Fernsehen und  Radio uns die Aufrufe an die jungen Leute verfolgen, sich beim Militär zu melden, wenn die Medien und die Regierung alle einstimmig – nationalistisch und militaristisch – uns, die Israelis, womöglich auf den nächsten Krieg vorbereiten – ist hier eine Mutter, die ihre eigene 13jährige Tochter durch einen Selbstmordanschlag verloren hat, und uns hier sagt, warum sich ihr Sohn nicht beim Militär melden soll.

 

Nachdem wir den Tag mit einem jungen Mann  in den besetzten Gebieten verbracht haben, um dort Palästinenser zu besuchen und  ihnen zuzuhören, um ihm eine Ahnung zu geben, was es bedeutet, als Palästinenser unter  brutaler Besatzung zu leben, möchte ich Dr. Nurit Peled Elhanan für ihren gesunden Menschenverstand und ihre Menschlichkeit danken.

 

Wir besuchten heute drei palästinensische Familien – die mir alle sehr lieb und teuer sind - auch sie mit gesundem Menschenverstand und menschlich. Ich wundere mich immer wieder, wie ein Mensch, der von einem  israelischen Soldaten angeschossen wurde und seitdem gelähmt ist (während er nichts anderes getan hat, als die Kinder zu rufen und die Mütter davor zu warnen, dass wieder ein ( militärischer) Überfall  auf das Dorf im Gange ist) auch weiterhin vernünftig und menschlich sein kann und weiterhin an ein  besseres Land glaubt, in dem Juden, Muslime und Christen gemeinsam leben können. Noch ist es nicht so. Er macht uns weiter Mut.

 

Während Abbas und Olmert sich treffen und reden, geht alles so weiter wie bisher. Israel hat nicht nur Dörfer wie Masha und Azun Atmei „eingezäunt“, sondern  auch einen Teil der Straße 505 der Siedlung Elkana  einverleibt. Es ist eine Straße, die  eine palästinensische Hauptdurchfahrtsstraße ist. Wie erstaunt war ich, dort an einer der Einfahrten dieser wachsenden Siedlung vor der Oranit-Collage einen brandneuen Verkehrskreis und Kontrollpunkt vorzufinden. Dieses Verwundern hört nicht auf. Stellt euch nur vor, eure Nachbarn übernehmen einen Teil einer Gemeindestraße in ihren privaten Besitz! Aber die Siedler, genau wie die israelischen Soldaten, nehmen sich von den Palästinensern,  was sie wollen: Leben, Land und Körperteile. Die Siedler  wie Soldaten machen die Arbeit der israelischen Regierung . Sie machen das Leben der Palästinenser unmöglich und versuchen, sie los zu werden, indem sie immer mehr von ihrem Land stehlen.

 

Stimmen, wie die  von Nurit Peled Elhanan, helfen mir, mich daran zu erinnern, dass nicht alle Israelis ignorant sind, nicht alle sind blind, nicht alle sind brutal. Aber nach einem Tag in den besetzten Gebieten, wo wir den Geschichten zuhörten und die neuen Tatsachen vor Ort sahen, muss ich sehr an mich halten, dass ich nicht äußerst beschämt darüber bin, eine Israelin zu sein und mich daran erinnere, dass es die Regierung und die Medien sind, die sich schämen sollten.

Dorothe,  7.August 2007