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Hebron: „Es schien so normal zu sein!“  von Donna Hicks  (CPT-Team *)

 

2001 schrieb meine Freundin ein Lied, das so anfing: „Es schien so normal zu sein, Menschen zu kaufen und zu verkaufen…“ und fuhr fort „ doch einige hatten eine Vision und einige hatten den Mut, mit all ihrem Leben, diesem Handel ein Ende zu setzen.“

 

Ich kämpfe dieses Jahr mit der Besatzung. Sie steigt mir bereits über den Kopf. Ich fange an, mich zu fragen, ob meine Gewaltlosigkeit als CPTlerin nicht womöglich  Mittäterschaft bei der Besatzung ist. Sind meine Mitstreiter und ich für die Mächtigen (IDF) schon unsichtbar geworden. Verändert unsere Gegenwart und unser Tun  etwas ?

„Und dann ändern sich die Gezeiten…“

 

Die Zeiten mögen sich ändern – aber im Augenblick habe ich das Gefühl, dass ich bis zum Hals im Wasser stehe und das Wasser steigt.

 

Ist es für palästinensische Schulkinder normal, dass sie durch einen Kontrollpunkt mit einem Metalldetektor durchgehen und dass ihre Schultaschen  von der israelischen Grenzpolizei durchsucht werden müssen. Ist es normal zuzusehen, wie ein Fünfjähriger vor einem Soldaten am Checkpoint zurückschreckt, weil er nicht weiß, ob der Soldat ihn anschreien wird, seinen Beutel durchsucht oder ihn mit einem Lächeln durchwinken wird.

 

Ist es normal, dass es Straßen „Nur für Juden“ gibt. Ist es normal, ein getrenntes öffentliches Transportsystem zu haben: einige Busse nur für Palästinenser und andere nur für Israelis?

 

Ist es normal, eine Person zu fragen, ob sie Christin, Jüdin oder Muslimin sei und dann zu bestimmen, ob sie unterhalb der Mauer der Ibrahim-Moschee/Machpela-Höhle vorbeigehen darf?

 

Das  oben zitierte Lied geht weiter: „Heute ist es normal, den Krieg zu rechtfertigen … wir reden für unsere Kinder  von einer Friedensvision  und wer sagt etwas darüber, dass wir unsern Atem verschwenden?“

 

Die Vision von Thomas Clarkson und William Wilberforce, die wir in diesem Jahr zum 200. Mal  feierten ( Abschaffung des Sklavenhandels in Großbritannien) und die Visionen von Desmond Tutu und Nelson Mandela und die Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika: diese Visionen ließen die Zeiten sich verändern.

 

Wird die wachsende palästinensische gewaltfreie Bewegung so einen Wandel hervorbringen?

 

„ Da sich die Zeiten ändern .. auch wenn es sehr langsam scheint …  da die Zeiten sich wandeln,  kann der Frieden wachsen.“

 

Das Wasser mag noch über meinen Kopf steigen, wie der Psalmvers sagt , doch so wie die Gezeiten  sich wenden  so wird  der Frieden  zu wachsen beginnen …

 

*Christian Peacemaker Team ist eine ökumenische Initiative, die über all in der Welt  sich darum bemüht, die Gewaltanwendung zu reduzieren  siehe auch:  www.cpt.org  oder www.cpt.org/gallery

 

(dt. Ellen Rohlfs)